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Maly Roksan

Sommer



Er mag Sommer nicht. Er gefällt ihm nicht, ist ihm unsympathisch, findet ihn abstoßend.

Er weiß nicht warum, er Sommer nicht mag. Sommer hat ihm nichts Böses getan, war nie unfreundlich zu ihm. Sommer grüßt immer, lächelt nett.

Er nicht.

Er lächelt nicht, er grüßt nicht.

Das Lächeln von Sommer ist warm, ist hell. Das Lachen, klar und schön.

Sommer ist Sonne, Sommer ist Geruch von Lagerfeuer und Blumen, Sommer ist Gelächter, Sommer ist gemeinsam sein. Sommer ist Leben.

Das Lächeln von Sommer macht immer jeden glücklich. Macht immer jeden glücklich, immer jeden froh.

Nur ihn nicht.

Ihn lässt das Lächeln von Sommer kalt. Er mag Lächeln nicht, mag Sommers Lächeln nicht.  Er mag die Wärme von Sommer nicht. Ist ihm zu warm, ist ihm zu heiß. Er kriegt keine Luft. Findet, dass Sommer stinkt, dass er die Luft verpestet. Mag das Lachen von Sommer nicht, findet das Geräusch unpassend, findet es störend. Sommer ist ihm zu laut, dröhnt ihm in den Ohren, ist wie die Nerv tötende Musik des pubertierenden Nachbarn.  

Wenn es nach ihm ginge, wäre Sommer nicht mehr da, verbannt von den drei anderen. Verbannt von dieser Welt. Weit, weit weg von ihm.

Und so sitzt er da, zusammengesunken, die Knie hochgezogen.

So sitzt er da, denkt nach. Denkt und denkt und denkt.

Und je mehr er denkt, desto übler wird ihm. Übel vom Gedanken an die schwitzenden Menschen, die stinkenden Körper. 

Sommer strengt ihn an, ermüdet ihn unnötig.

Immer wenn der Sommer kommt, möchte er weg. Möchte weg, möchte sich schützen, möchte sich verkriechen. 

Und so sitzt er da, in seiner Höhle, seiner Welt. Sitzt dort und sieht hinüber. Sieht zu Sommer, sieht zu Sonne.

Ihm tun die Augen weh.

 




Envoyé: 13:01 Tue, 12 March 2019 par: Maly Roksan