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Kalweit Luca

Das Reich des Schattenkönigs

 


Jon war ungefähr 12 Jahre alt. Er war schwerkrank. Er hatte Krebs am ganzen Körper und lag im Sterben.
Und eines Tages war es soweit. Er fühlte einen schwachen Schmerz, der ihn am ganzen Körper zog. Da wusste er noch nicht, dass die Welt der Toten so fantastisch schön und spannend ist. Er schwebte rückwärts von seinem Körper weg.
Plötzlich stand er an einer hohen Klippe. Er hatte einen schwarzen, im Wind wehenden Umhang an. Man hörte das Meer an den Klippen rauschen. Er schaute nach unten. Ungefähr zwei Meter unter ihm, war ein Felsvorsprung und dort konnte er einen Höhleneingang ausfindig machen. Er sprang auf den Felsvorsprung und ging mutig in die Höhle. An der Grottenwand stand etwas in roter Schrift geschrieben, das für ihn nicht lesbar war, weil es in einer anderen Sprache geschrieben war. Eine Fledermaus setzte sich Jon auf die Schulter und flüsterte ihm etwas ins Ohr: „ Ich bin ab jetzt deine Fledermaus. Jeder, der in die Totenwelt kommt, kriegt einen Dämon, der dem so lange hilft, bis seine Zeit endgültig gekommen ist, dann muss er endgültig vernichtet werden. Aber das dauert erst einmal ein bisschen, noch ungefähr 300 Jahre oder so. Übrigens das, was dort drüben an der Wand steht, heißt auf deiner Sprache übersetzt: Willkommen im Reich der Schatten“, sagte die Fledermaus.
Jon schaute sich die Tropfsteinhöhle genauer an und bemerkte, dass überall Stalagmiten von der Decke hingen. Man hörte ein dauerhaftes Plätschern. Als Fackeln dienten Lavaquellen, die aus der Decke flossen. Jon ging weiter in die Höhle bis ihm ein Feuerfluss den Weg abschnitt. Der Fluss war einfach atemberaubend. Er loderte wild auf. Der Fluss war ungefähr zwanzig Meter breit. Am anderen Ufer des Flusses sah man eine vom Nebel fast ganz verdeckte Burg. Mit riesigen Wachtürmen stand die Burg dort. Die Höhle vergrößerte sich am anderen Ende des Flusses so enorm, dass man die Decke der Höhle nicht sah. Vielleicht lag es aber auch am Nebel, der die Sicht versperrte. „Dort wohnt der böse Herrscher Shilerk“, flüsterte die Fledermaus. „Ich heiße Facal“, seufzte sie. „ Er hat viele von uns gefangen genommen“. Facal nahm Jon mit seinen Krallen und flog mit ihm über den Fluss. Drüben angekommen, setzte sie ihn sanft ab. „Ich werde versuchen die Leute zu retten“, sagte Jon mutig. „Ich komme mit, du bist erst einen Tag hier, du kannst einfach durch die Wachen laufen und sie bemerken nichts. Bis zu dieser grünen Kuppel, die du dort siehst. Dort können sie dich sehen und du musst aufpassen.“ Jon machte sich auf den Weg.
Links und rechts wucherten große, kunstvoll gewachsene Trauerweiden. Er lief einfach quer durch die Wachen bis zu der grünen Kuppel. Jon sah aber keine Wachen, als er dort ankam. Er sah nur Bäume, die ihre mehrfach verzweigten Äste wie Tentakeln nach ihm ausstreckten. Die Äste kamen wirklich auf ihn zu. Er rannte so schnell er konnte zur Mitte der Kuppel, dort standen nämlich keine Bäume. Ein Baum griff sich seinen Mantel. Er ließ ihn fallen und rannte weiter. Als er in der Mitte angekommen war, stand er vor einem kleinen Teich. In der Mitte schwamm eine Seesternblume. In der Seesternblume lag ein großer Diamant, in dem sich kleine Gestalten drängten. Jon nahm den Stein und warf ihn auf den Boden. Der Diamant zerbrach und alle Gestalten wurden freigelassen. Sie wuchsen zu einer normalen Größe an. „Du musst den Diamanten ins Wasser werfen, dann ist der böse Herrscher vernichtet“, flüsterte die Fledermaus.
Jon warf den Stein ins Wasser. Die anderen rannten schon in Richtung Ausgang. „Du hast etwas Gutes in der Welt der Toten gemacht, deswegen wirst du wieder in die Welt der Lebendigen zurückgeschickt“, und noch während Facal das sagte, saß Jon schon wieder in seinem Bett im Krankenhaus, nur jetzt ganz gesund und munter.
 




Envoyé: 12:37 Sun, 19 March 2017 par: Kalweit Luca