Retour

Frick Céline

Das Fenster



Ein ganz normaler Tag. Ich schmeiße mich lustlos aufs Bett, die Lichter aus, das Fenster auf. Die Augen geschlossen und doch sehe ich ihn ganz klar. Seine leuchtenden Augen, sein strahlendes Lächeln. Er sieht mich an, streckt seine Hand nach mir. "Nur du und ich", flüstere ich. Seine Lippen öffnen sich, doch heraus kommt kein Ton. Platsch..... Platsch..... Platsch..... Sein Gesicht verläuft vor meinen Augen. Geh nicht. Zu spät. Ich hebe den Kopf langsam vom Kissen. Das Fenster. Es stand offen und ich höre wie der Regen auf das Fensterbrett tröpfelt. Platsch..... Platsch..... Platsch..... Der Geruch von nassem Holz steigt mir in die Nase. Der Wald. Ich schließe das Fenster, trockne das Holzparkett und ziehe die Vorhänge zu. Meine Augen erfassen nur ganz schwach die Konturen der Tür. Ich taste mich nach vorne bis hin zum Türgriff. Freiheit. Zurück im beleuchteten Wohnzimmer, gehe ich entschlossen zur Tür und ziehe sie schwungvoll auf. "Hallo Welt". Platsch..... Platsch..... Platsch..... Ich trete hinaus, der Wald in Sicht. Platsch. Der erste Regentropfen streift meinen Arm. Ich lasse das warme Wasser an meiner Haut heruntergleiten und strecke die Hände aus. Platsch... Platsch... Platsch... Ich fange den Regen mit meinen Fingerspitzen und beobachte wie er langsam auf dem Boden aufplatzt. Platsch... Platsch... Platsch... Er platzt in viele kleine Tröpfchen die elegant zu Boden gleiten. Ich beginne zu laufen. Meine Beine tragen mich zum Wald, raus in die Freiheit. Die Blätter rauschen, das Holz knackt. Platsch.Platsch.Platsch.Platsch. Unter meinen Füßen spritzt ein Meer der Ruhe. Ich fühle das warme Wasser an meinen Knöcheln tanzen. Ich schließe die Augen und genieße diese laute Stille. Platsch.Platsch.Platsch. Ich spreitze die Arme, ich will es spüren. Der Regen prallt von mir ab, ich tanze im Rhythmus der Tropfen. Da ist er wieder. Diese braune Augen, sie starren mich an, verfolgen meine Bewegungen. PlatschPlatschPlatschPlatsch. Seine Pupillen weiten sich. Leere. Diese schwarze Leere zieht mich hinein, saugt mich in eine unendliche Tiefe. Platsch... Platsch... Ich falle. PlatschPlatschPlatsch, der Regen streichelt mir durchs Haar. Ich konzentriere mich auf das Tröpfeln das in meinem Kopf wiederschallt. "Lass mich nicht los". Keine Antwort. Platsch... Platsch... Plötzlich erscheint vor meinem bloßen Auge, sein mittlerweil verzerrtes Lächeln. Gefolgt von trüben Augen. Sie vermischen sich im Klang des Regens bis sie unkenntlich ineinander verschmolzen sind. Sein Gesicht verläuft wieder und ich spüre wie Tropfen meine Wangen heruntertänzeln. "Tschüss...". Ich öffne die Augen und sehe wie die Regentropfen durch die Blätter rieseln. Sie sammeln sich auf dem weichen Waldboden. Unter mir, ein Meer aus Tränen. Ich drehe mich um, die Haustür in Sicht. Meine Beine tragen mich zu meinem trockenen Haus. Ich öffne die Tür, durchquere das Wohnzimmer. Ich betrete mein Zimmer. Alles ist dunkel. Alles ist schwarz. Ich falle. Platsch.Platsch.Platsch


 




Envoyé: 14:53 Tue, 26 February 2019 par: Frick Céline