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De Roy Lia

Hochmut und Anstand



Katalin Nagy, Lia De Roy                         Hochmut und Anstand

Jahr 1932

  1. Szene

Bühnenbild: Zwei junge blonde Frauen, die Reddaway-Schwestern, sitzen plaudernd am Mahagoniküchentisch in der Küche eines alten viktorianischen Hauses über jeweils eine Tasse Kaffee gebeugt.

Esmé: -Wenn Mutter bloß mit deinen unzüchtigen Gedanken vertraut sei. 

Die Beiden kichern leicht. Camilla wirft nachdenklich und überheblich ihren dichten gelockten Haarschopf nach hinten.

Camilla:-Sie mögen unangebracht für unsere gesellschaftliche Stellung sein, jedoch auch genauso bedeutungslos.

Esmé:-Auf was versuchst du anzudeuten, Schwester?

Esmé, interessiert nach vorne gebeugt, ist jedoch bereit sich zu verteidigen, so kreuzt sie ihre Arme vor der Brust wahrend Camilla arrogant Löcher in die Decke starrt, als sähe sie dort die Antwort auf alle ungeklärte Fragen.

Camilla:-Nun, meine Gedanken, sie nicht von tieferem Gefühl, im Gegensatz zu deinen lieblichen Phantasien, Schwesterherz.

Esmé:-Lieblichen Phantasien?

Camilla:-Glaubtest du etwa deine zärtlichen Blicke und deine nächtlichen Schleichereien könntest du vor mir verbergen?

Esmé:-Du hast doch vor Mutter kein Wort verloren, nicht wahr?

Esmé ist  aufgebracht, geht nervös in der Küche auf und ab, während Camilla ihr mit gelangweilten Blicken folgt.

Camilla:-Ich würde dich doch nicht verraten, obwohl ich eine solche Verbindung mit solch jemandem nicht unterstützen werde.

Esmé:-Ach! Sei doch nicht so schleierhaft, wenn das sowieso nicht deiner Natur entspricht! Sag mir doch was sich wahrhaftig unter deine „solche“ und „jemanden“ verbirgt!

Camilla:-Ich hatte nicht vor dich zu verletzen, jedoch ist dein Stallbursche anstandslos  und mit Sicherheit nicht für eine Reddaway bestimmt.

Esmé:-Du hast gut reden, du wirst nie die Liebe kennen.

Camilla:-Süße, ich finde es wirklich nur zu herzhaft wie du dich krampfhaft an dieses Wort vergreifst, jedoch wäre es um einiges angebrachter du würdest deine naiven Vorstellungen auf jemanden von besseren Sitten übertragen.

Esmé:-Du klingst schon fast wie Mutter!

Camilla:-Nun, vielleicht ist Mutter doch nicht immer im Unrecht.

Esmé:-Trotz allem wird nie einer dieser noblen Schnösel, die bei dir Schlange stehen, mein Herz erobern.

Camilla:- Einmal im Leben solltest du nicht aus aufflammenden Gefühlen handeln. Denk doch einmal an deine Zukunft! Denk an die Ausbildung deiner Kinder!

Esmé:- Meine Kinder? Ist es doch nicht am wichtigsten, dass die Kinder in einer liebevollen Familie aufwachsen?

Camilla:-Es liegt in deiner Hand wenn du die Ehre unseres Namen verschmutzen möchtest.

Esmé:-Du wirst die Liebe nie verstehen!

Esmé  rennt weinend und aufgebracht aus der Küche und wirft dabei die Tasse um die dort in einzelne Scherben zersplittert.

Camilla:- Versuche dich bis Mutters Ankunft zu beruhigen!

  1. Szene

Bühnenbild: Esmé und James sitzen auf einer Bank in einem verlassenen Park. Esmé weint sich an seiner Schulter aus.

James:- Beruhige dich mein Schatz. Unsere Liebe wird alles überstehen.

Esmé:-Wir können nicht zusammenbleiben.

James:-Wenn deine Familie deine, unsere Liebe nicht wahrhaben möchte, dann gibt es zwei Lösungen…

Esmé:-Welche, James? Welche?

James:-Entweder, das ist das letzte Mal, dass ich dich in meine Arme schließen kann, das letzte Mal, dass ich deine Tränen auffangen kann…

Esmé:-Aber James das könntest du nicht von mir verlangen!

James:- Oder wir lassen alles hinter uns, denn schließlich ist doch das einzige was wirklich zählt unsere Liebe!

Esmé:-Du forderst mich auf entweder mir mein Herz rauszureißen oder die Menschen die mich zu der Person gemacht haben, die ich jetzt bin zu verlassen?

James:-Du übertreibst!

Esmé:-Nein, James, das ist es doch was du von mir verlangst!

James:-Ich werde deine Entscheidung zu Verstehen wissen.

Esmé:-Gib uns doch eine Chance! Lass mich dich meinen Eltern vorstellen,  sie werden vielleicht diese altmodischen, lächerlichen Vorwürfe beiseitelegen können.

James:-Liebste, ich weiß nicht, ob das einen Versuch wert ist.

Esmé:-Ich werde mich nicht kampflos unterwerfen lassen.

James:-Nun wenn das dein einziger Wunsch ist, werde ich mich von meiner besten Seite zeigen.

Esmé:-Mutter kommt heute zurück, komm zum Abendessen vorbei. Unsere Liebe wird siegen.

James:-Und wenn nicht?

Esmé:-Dann werde ich mich entscheiden müssen.

Esmé gibt ihm einen Kuss auf die Stirn und verlässt mit gestrafften Schultern die Szene.

  1. Szene

Esmé trifft zu Hause ein und läuft ihrer gerade angekommenen Mutter an der Tür in die Arme.

Esmé:- Mutter! Du bist ja schon da!

Mutter:- Meine Kleine, wo warst du denn wieder unterwegs?!

Esmé:- Oh… Ich war nur gerade bei den Hastings…

Mutter:- Welche aus der Luft gegriffenen Gerüchte konntest du wieder bei diesen Lästerschwestern aufgreifen?

Esmé:- Eigentlich war ich gar nicht so lange abwesend… Ich wollte nur kurz nach der alten Miriam schauen.

Mutter:- Weshalb sind denn deine Schuhe so von Schlamm bedeckt?

Esmé:- Es hat in den letzten Tagen so viel geregnet und der Weg ist leicht von regendurchnässtem Boden überschwemmt.

Mutter:-Wieso fiel mir dies dann nicht auf als mein Fahrer die Karre durch die staubtrockenen Gassen fuhr?

Esmé:-Die Sonne mochte wohl die Pflastersteine getrocknet haben, jedoch ist die Erde noch ziemlich feucht.

Die Mutter zieht eine Augenbraue hoch und lässt ihr Gepäck von den Dienern die Treppe hochtragen. Sie stolziert mit Esmé an den Fersen in den Salon wo Camilla bereits mit übereinandergeschlagenen Beinen eine Zigarette rauchend auf dem Sofa sitzt.

Camilla:-Mutter, wie schön dich wiederzusehen!

Mutter:-Habe ich dir nicht schon viel zu oft gesagt, du solltest nicht im Salon rauchen? Du verscheuchst doch alle deine Verehrer.

Camilla nickt etwas gekränkt, zieht ein letztes Mal an der Zigarette und drückt sie dann im Aschenbecher aus. Die Mutter setzt sich mit straffen Schultern und geradem Rücken gegenüber Camilla.

Mutter:-Wenn wir schon beim Thema sind: Esmé, Darling, wen wirst du uns heute vorstellen?

Camilla schmunzelt als sie das angespannte Gesicht ihrer Schwester erkennt. Esmé wirft ihrer Schwester einen bösen Blick zu.

Esmé:-Ich nehme an, dass meine entzückende Schwester dir diesen Gedanken in den Kopf gepflanzt hat.

Camilla:-Ich dachte, das sei kein Geheimnis mehr.

Mutter:-Nun, könntet ihr mir die Freude bereiten, mich endlich in euer Geheimnis einzuweihen?

Esmé:-Also, er wird am Abend kommen, wenn es dir recht ist…

Camilla:-Willst du nicht als erst seine Identität vor Mutter offenbaren?

Mutter:-Auf was versuchst du gerade anzudeuten?

Camilla:-Das erklärt dir Esmé lieber selbst.

Mutter:-Esmé?

Esmé:-Mutter?

Mutter:-Was versucht Camilla gerade aus dir rauszubekommen?

Esmé:-Ich kann mir nicht einmal im Traume vorstellen, was meine Schwester an ihm auszusetzen hat.

Camilla:-Lüg ihr doch nicht in die Augen.

Mutter:-Lügen? Esmé was versuchst du zu verbergen?

Esmé:-Mutter, du musst wissen, es ist die wahre Liebe…

Mutter:-Es fängt ja schon schlecht an…

Esmé:-Es kommt mir nicht auf sein Geld an…

Mutter:-Esmé! Sag mir nicht er ist anstandslos!

Esmé:-Das ist er nicht, er ist nett, höflich, ehrgeizig…

Mutter:-Aber arm!

Esmé muss sich am Kaminsims festhalten um zu Atem zu kommen, während Camilla amüsiert mit einem schadenfreudigem Lächeln auf den Lippen die aufgebrachte Szene beobachtet und sich wieder eine Zigarette anzündet.

Mutter:-Das ist es doch auf was du anzudeuten versuchst!

Mutter:-Denk doch an deine Zukunft, Kind!

Esmé:-Ihr verfügt nicht über das Recht über meine Zukunft zu urteilen! Ich entscheide selbst über mein Leben!

Mutter:-Als Mutter ist es meine Pflicht dir die beste Zukunft zu ermöglichen! Und mit so einem Mann hast du keine Zukunft!

Esmé rennt aufgebracht aus dem Salon. Die Mutter, jetzt stehend, starrt wütend schnaubend ihrer Tochter nach.

Mutter:-Camilla! Hab ich dir nicht ausdrücklich erklärt, du sollst nicht im Salon rauchen! Ihr macht mich noch verrückt!

  1. Szene

Im Salon wurde ein prächtiger Tisch fürs Abendmahl gedeckt, die Reddaways sind stehend oder sitzend, meist schweigend im Raum verteilt. Der Vater sitzt als einziger bereits am Tisch. Ein unbekannter junger Herr steht arrogant am Kamin gelehnt und nippt an seinem Glas Whiskey. Esmé geht ungeduldig im stillen Salon auf und ab, bis es an der Tür klingelt. Es erscheint ein gut gekleideter James im Hausflur.

Esmé:-James! Du bist erschienen!

James:-Nichts lieber als deine Familie kennenzulernen.

James gibt Esmé einen Kuss auf die Wange. Die Mutter schielt in den Flur und mustert den Buben von oben bis unten.

Mutter:-Du musst dann der geheimnisvolle Verehrer sein.

Die Mutter reicht ihm die Hand und James drückt verlegen einen Kussmund drauf.

James:-Es ist mir eine Ehre, eure Bekanntschaft zu machen.

Mutter:-Esmé hat mir gar nicht erwähnt was für ein hübsches Gesicht du hast.

James:-Das schmeichelt mich.

Mutter:-Lass uns doch essen!

Die Familie setzt sich zu dem Vater an den Tisch. James möchte sich neben Esmé setzen, jedoch verscheucht die Mutter ihn und deutet ihm den Platz am anderen Ende,  an der Ecke neben dem Vater an und bittet den Unbekannten neben Esmé Platz zu nehmen. Camilla sitzt gegenüber von Esmé. Das Essen wird von den Bediensteten serviert und leise Tischgespräche nehmen ihren Lauf. Die zwei Tanten Esmés sind auch am Tisch mit ihren Familien anwesend. James und Esmé werfen einander ständig aufmunternde Blicke zu.

Frederick:-Du musst wohl Esmé sein, es ist mir ein Vergnügen, Sie kennen zu lernen, ich bin Frederick.

Esmé:-Die Freude ist ganz meinerseits.

Frederick:-Eure Mutter hat mir erzählt, Sie würden des Öfteren malen.

Esmé:-Ja, das stimmt, wenn mir zwischen den verschiedenen Kursen die Zeit übrig bleibt.

Frederick:-Ja, Ihre Mutter hat mir erwähnt Sie könnten Geige und Klavier spielen.

Esmé:-Ja.

James wirft eifersüchtige Blicke über den Tisch hinweg. Esmé versucht der Konversation mit dem außerordentlich attraktivem Frederick aus dem Weg zu gehen, der mit seinen Versuchen ein Gespräch anzufangen nicht aufgibt. Esmé merkt gar nicht mehr wie Frederick auf sie einredet, sie ist mit ihrem Blick ganz bei James. Bis Frederick die Abwesenheit seiner Herzensdame bemerkt.

Frederick:-Ich verstehe endlich wieso Ihre Mutter mich heute hierher gebeten hat.

Esmé reißt ihren Kopf wieder zu Frederick und ist überrascht über seine Ehrlichkeit.

Esmé:-Verzeihung?

Frederick:-Sie mag ihren Freund wohl nicht besonders.

Esmé:-Wie bitte?

Frederick:-Es ist doch offensichtlich, dass ich eure Verbindung beenden soll.

Esmé:-Hat meine Mutter Ihnen das erzählt?

Frederick:-Nein, sie hat mich heute aufgesucht und mir von Euch erzählt und mich schließlich hierhin eingeladen.

Esmé:-Dieses Vorgehen meiner Mutter tut mir aus ganzem Herzen leid…

Bevor Frederick etwas erwidern könnte, wendeten sich alle Blicke zum Kopfende des Tisches, wo James verlegen auf seinen Teller starrt und der Vater höhnisch lacht. Die Gesellschaft ist verstummt, man hört nur das hallende Lachen des Vaters.

Vater:-Du traust dich in mein Haus! Von mir aus.

            -Du traust dich mein Essen zu speisen! Nur zu.

            -Aber dich zu wagen hier um die Hand meiner Tochter anzuhalten, das ist doch ein Witz!

James scheint am liebsten im Boden versunken. Die Mutter schnappt aufgeregt nach Luft und Esmé zittert am ganzen Leibe.

Vater:-James, du kannst doch nicht ernsthaft erwarten, dass du meine Tochter auch nur im Geringsten verdienen würdest.

Mutter:-Esmé wusstest du das?

Vater:-Esmé mag mit ihren hübschen Augen dir mehr versprochen haben, aber nicht einmal sie konnte das ernst meinen.

Mutter:-Esmé?

Vater:-James, du hast einen echt raffinierten Sinn für Humor!

Mutter:-Esmé sag doch etwas!

Esmé:-Was soll ich denn schon sagen? Ihr beide habt doch bereits ausdrücklich erklärt, dass unsere Liebe unmöglich ist! Obwohl ihr beide nicht einmal wisst was wahre Liebe bedeutet!

Mutter:-Wie traust du dich zu behaupten ich würde deinen Vater nicht lieben!

Esmé:-Lüg doch nicht, du hast nicht aus Liebe geheiratet!

Mutter:-Aus welchem Grunde denn sonst?

Esmé:-Aus Anstand, wegen seiner gesellschaftlichen Stellung, seines Geldes wegen!

Esmé rennt aufgebracht aus dem Salon in den Vorgarten, James folgt ihr. Im Vorgarten parkt seine alte Karre. Esmé sitzt weinend an der Verandatreppe. Im Augenblick als James die Treppe neben Esmé heruntertrottet, bemerkt Esmé ihn.

Esmé:-James!

Er geht stur weiter.

Esmé:-James! Wo willst du hin?

James ignoriert sie.

Esmé:-Rede doch mit mir!

James bleibt plötzlich stehen. Esmé holt ihn laufend ein. James dreht sich mit gefühllosem Gesicht um.

James:-Was soll ich sagen? Esmé, es bringt alles nichts! Wir haben keine Zukunft!

Esmé:-Keine Zukunft, keine Zukunft, wieso wiederholt das immer jeder?

James:-Weil es die Wahrheit ist Esmé, es war schön sich einer Leidenschaft hinzugeben, aber wir wussten beide, dass es nicht ewig anhalten könnte.

Esmé:-Wie kannst du so etwas behaupten!?

James schweigt und steigt in sein Fahrzeug.

Esmé:-James, sag mir, dass das nur ein üblicher Streit ist! Sag mir, dass wir uns wieder vertragen werden!

James will losfahren

Esmé:-James! Du kannst nicht einfach so gehen! Ich wähle dich! Ich will nur dich! Lass uns durchbrennen!

James:-Es ist vorbei.

Esmé:-Du machst ernsthaft Schluss?

James fährt weg und Esmé fällt weinend zusammen.

    5.Szene

Zwei Jahre sind vergangen. Es ist der Hochzeitstag von Esmé und Frederick. Die Familie sitzt gelassen im Salon und wartet auf die Braut Esmé. Esmé sitzt nachdenklich mit ihrer Schwester und einer Flasche Whiskey an der Fensterbank der Hausbibliothek.

Camilla:- An was denkst du?

Esmé:- Ich denke an den Sommer 1932…

Camilla:- Vermisst du ihn?

Esmé:- Vielleicht… Aber es ist sowieso Vergangenheit…

Camilla:- Ich wünschte, du wärst endlich über ihn hinweg und zu Vernunft gekommen.

Esmé:- Ich weiß, ich hab mich doch zu euren Gunsten endschieden.

Plötzlich klingelt es an der Tür.

Camilla:- Ich geh mal schauen wer jetzt noch klingelt. Wahrscheinlich ist es Tante Gertrude die vergessen hat wo die Hochzeit stattfindet.

Camilla stolziert nichts ahnend zur Tür und öffnet sie. Vor ihr steht keine Tante Gertrude sondern ein gut gekleideter, bärtiger James.

James:- Camilla, deine Schönheit ist über die Jahre nur gewachsen.

Camilla:- Vielen Dank für die Schmeicheleien, jedoch frage ich mich was ein Mann wie du am großen Tag meiner Schwester hier zu suchen hat?

James:-Wo ist sie?

Camilla:-Wieso? Versuchst du ihr jetzt Zweifel einzujagen?

James:- Ich wollte ihr persönlich noch mal alles Gute wünschen.

Camilla tritt einen Schritt zurück und öffnet die Tür einen Spalt breiter.

Camilla:- Sie ist in der Bibliothek.

James begibt sich in die Bibliothek ohne große Aufmerksamkeit zu erregen. Er tritt in die Bibliothek ein wo Esmé in einem bodenlangen weißen Kleid vor dem hellen Fensterglas steht. Das Sonnenlicht betont ihre schmale Silhouette und sie hält ihre Whiskeyflasche in der rechten  Hand. James schließt behutsam die Tür hinter sich und Esmé wirbelt erschrocken herum und erblickt James. Sie schauen sich mit einem intensiven Blick in die Augen und erstarren.

Esmé:-James!

James:-Du bist atemberaubend.

Esmé:- Danke.

James:- Du siehst erwachsen aus.

Esmé:-Habe ich etwa Falten bekommen?

James:-Nein, du siehst einfach verändert aus.

Esmé:-Du hast einen Bart.

James:-Tatsache.

Esmé versteckt ihre Whiskeyflasche hinter dem Vorhang und setzt sich auf den smaragdgrünen Zweisitzer.

Esmé:-Möchtest du dich setzten?

James setzt sich nicht neben Esmé sondern gegenüber in einen Sessel und schaut sich um.

James:-Hübsche Bibliothek.

Esmé:-Warum bist du hier?

James:-Willst du mir kein Glas anbieten?

Esmé:-Willst du mir nicht antworten?

James steht auf, nimmt die Whiskeyflasche hinterm Vorhang hervor und schenkt sich ein Glas ein.

Esmé:-Was soll das?

James:- Ich hatte Durst.

Esmé:-Das habe ich nicht gemeint.

James:-Du hast mich nicht eingeladen.

Esmé:-Ich dachte du würdest sowieso nicht kommen.

James:-Nein.

Esmé:-Wie nein?

James:-Du wolltest nicht, dass ich komme.

Esmé springt auf und steht nun James mit verschränkten Armen gegenüber.

Esmé:-Wie bitte?

James:-Wieso gibst du es nicht zu?

Esmé:-Weil es nicht stimmt.

James:-Wieso hattest du Angst mich wiederzusehen?

Esmé:-Wieso ich Angst hatte? Wieso? Du willst wirklich wissen wieso?

James:-Ja! Genau das will ich wissen!

Esmé:-Nun gut, ich hatte Angst dich wiederzusehen, ich hatte Angst dafür was du mir antun würdest.

James:-Ich würde dir doch nie wehtun!

Esmé:-Doch. Denn das hast du schon.

James:-Mit was denn?

Esmé:-Mit deiner Anwesenheit!

James:-Was ist daran denn so schmerzhaft?

Esmé:-Dass ich dich noch immer noch liebe!

James erstarrt für Sekunden und wie durch einen Blitz erschlagen steuert er auf Esmé zu und küsst sie. Nach unzählbaren Minuten stößt Esmé James leicht ab. Sie ist wie durch den Wind.

Esmé:-Ich werde heiraten.

James:-Du musst nicht.

Esmé:-Doch, ich muss.

Esmé schaut sich in den Spiegel und wendet sich von James ab. Sie verlässt das Zimmer gefühllos. Camilla steht plötzlich vor der Tür und James und sie schauen sich an.

Camilla:-Ich hätte wissen sollen, dass du nur Ärger bringst.

    Letzte Szene

Esmé steht vor dem Altar mit Frederick. Er lächelt und sie kann ihm nicht einmal in die Augen schauen. Plötzlich öffnet sich leicht die Pforte. Esmé blickt zu der eingetretenen Person. Es ist James. Er setzt sich in die letzte Reihe. Esmé kann ihren Blick nicht von ihm abwenden. Plötzlich unterbricht Esmé die Rede des Pfarrers.

Esmé:-Stopp!

Frederick:-Esmé?

Esmé:-Ich will das nicht!

Frederick:-Esmé?

Esmé:-Ich kann das nicht!

Frederick:-Wieso nicht, Esmé?

Esmé:-Weil ich dich nicht liebe!

Ein Aufstöhnen raunt durch die ganze Kirche. Plötzlich steht James auf. Jeder schaut ihn an.

Esmé:-Ich weiß, ich enttäusche jeden, aber du bist nicht der Auserwählte meines Herzens!

Frederick:-Du hast mich betrogen!?

Esmé:-Nur mein Herz war dir gegenüber unehrlich.

Frederick:-Wer ist es?

Esmé wendet sich James zu und schreitet auf ihn zu.

Esmé:-James.

James kommt auf sie zu und die beiden küssen sich in der Mitte der Kirche.

-Ende-




Envoyé: 14:37 Mon, 27 February 2017 par: De Roy Lia