Retour

Kohl Joshua

Das Vermächtnis von Athaneria

 

 

Es war mal wieder einer dieser Tage: Ich musste büffeln, weil wir morgen eine Arbeit schreiben würden, doch ich konnte nicht. Der Drang, meinen angefangen Fantasy-Roman zu Ende zu lesen, war nun mal einfach stärker als ich. Ich schmiss mich also auf mein Bett und zog den Schmöker zu mir rüber.

Gedankenverloren und total in meine Geschichte vertieft, wollte ich gerade die nächste Seite umblättern, da bemerkte ich ein eigenartiges, blaues Leuchten in der Mitte des Buches. Neugierig geworden blätterte ich weiter, bis zur Seite mit dem Licht. Je näher ich dem blauen Leuchten kam, umso mehr verstärkte es sich und wurde greller und greller. Vorsichtig und mit nur zwei Fingern drehte ich die letzte Seite bis zu dem blauen Leuchten um. Da, genau in der Mitte des Buches funkelte mir nun ein teelöffelgroßer, schlitzförmiger Spalt entgegen, der binnen weniger Sekunden auf Tellergröße heranwuchs. Es sah aus wie ein riesiges, gleißend blaues Auge. So langsam bekam ich es dann doch mit der Angst zu tun und rückte ein wenig von dem Buch weg. Doch das Auge ließ sich nicht beirren und wuchs weiter und weiter, es entwickelte sich ein türkiser Strudel der mich irgendwie magisch anzog. Ich spürte, wie ich in das Buch hineingezogen wurde und klammerte mich verzweifelt an mein Bett, doch es half nichts: der Sog des Strudels war stärker.

Es war stockdunkel, als ich wieder zu mir kam; ich spürte jeden einzelnen Knochen in meinem Körper. Nur langsam gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit und ich entdeckte plötzlich zwei neongrüne Punkte in der Ferne. „Heiliges Kanonenrohr“, dachte ich mir, „wo bin ich denn hier gelandet?“

Als hätten die Punkte meine Gedanken gelesen, bewegten sie sich auf mich zu. Sie wurden schneller und schneller, bis sie plötzlich knapp über meinen Augen waren. Dann geschah noch etwas weiteres Unerwartetes: Wie auf Knopfdruck flammten hunderte von Fackeln auf, die meine Augen zum Brennen brachten.

Als ich wieder sehen konnte, erschrak ich fürchterlich: Vor mir stand ein putziges Wesen, das mich frech angrinste. Es ging mir bis zum Bauchnabel und hatte flauschiges, warmes Fell, das saphirblau im Fackellicht schimmerte. Darauf waren smaragdgrüne Flecken zu erkennen, die sich quer über seinen Körper streckten. Es hatte ebenso grüne Hörner auf seinem wuscheligen Kopf und messerscharfe Zähne. „Hal-lo?!“, stotterte ich. Das Wesen stieß ein Keckern aus, das ich irgendwie deuten konnte. Ich verstand so etwas wie „Moin, du Winzling!“, aber ich war mir nicht sicher. „Nana, so klein bi-in ich a-aber auch ni-icht“, erwiderte ich. „ Jaja, jetzt komm schon steig auf, König Gwerin möchte meine Entdeckung bestimmt sehen.“, antwortete das merkwürdige Wuselwesen. Ich wusste nicht recht, was ich erwidern und vor allem machen sollte. Ich meine: wie handelt man in so einer Situation? Außerdem hatte ich Angst, dass dieses kleine Geschöpf unter meinem Gewicht zusammenbrechen würde. Ich beschloss, meiner Neugier meiner Angst gegenüber den Vortritt zu lassen und schwang mich beherzt auf das doch recht knuffig aussehende Wesen.

Und los ging’s in wildem... naja, Galopp kommt dem Ganzen wohl am Nächsten. In wahnwitzig schnellem Tempo ging es durch eine Art Tunnel, wir waren wohl unterirdisch unterwegs. So gut es ging krallte ich mich an dem Fell des Wesens fest, in ständiger Angst, diesen Höllenritt nicht zu überleben. Aber da, nach wenigen Augenblicken sah ich bereits erste Lichtstrahlen, die sich den Weg durch die Höhle bahnten. So dauerte es tatsächlich nur ein paar Sekunden, bis ich den Ausgang erblickte.

Als wir aus der Höhle gelangten, bot sich mir ein fantastisches Naturspektakel: Ich sah einen Eichenwald, in der jede Eiche mindestens hunderte von Jahren alt sein mochte. Sie schienen beinahe den Himmel zu berühren, so hoch und dicht waren sie. Dieser Wald war irgendwie so geformt wie ein Kreis und zwischen den Bäumen war er mit Holzmontagen ausgebaut, so dass er eine unglaubliche sichere Verteidigung gegenüber von so ziemlich allem bot. Vor lauter Staunen bemerkte ich fast zu spät, dass mein blaues Reittierchen noch einen Zahn zulegte und so ruckartig zwischen den Eichen hindurchkurvte, dass ich fast hinunterfiel. Jäh wurde mir wieder bewusst, mit welcher Geschwindigkeit wir uns bewegten, und ich krallte mich noch fester an sein Fell.

Als wir vor den mächtigen Stadttoren ankamen, die kunstvoll mit Gravuren von Jagd- und Fischszenen verziert waren, verbeugten sich die Wachen, die vor den meterhohen Wachtürmen rechts und links vor dem Tor postiert waren, zu meinem größten Erstaunen vor dem Geschöpf und mir und öffneten die gewaltigen Eichentore.

Die Stadt war genauso beeindruckend wie alles was ich bisher gesehen hatte: Alles bestand aus Eichenholz, überall sprangen anmutige, hochgewachsene Wesen durch die Bäume, und das all diese Bewegungen geschahen mit solch einer Schnelligkeit, dass mir nur vom Hingucken schon schlecht wurde.

Inmitten des Gewusels sah ich einen Palast, der aus purem Marmor geformt war, über ihm erstreckten sich riesige, prachtvolle Zwiebeltürme, deren Dächer aus reinem Gold bestanden. Irgendwie war es eine hervorragende Mischung aus Protz und Eleganz, jedes auch nur so winzige Detail schien den Unterschied zu machen. Die nahezu gigantischen Tore, die wie so ziemlich alles in dem Dorf aus Eiche geschreinert waren, hatten einen beängstigenden und gleichzeitig beruhigenden Eindruck auf mich, da sie einen gewaltigen und schützenden Effekt zu haben schienen. Die Tore öffneten sich erstaunlich geschmeidig, ohne das grässliche Knarzen, das ich mir eigentlich erwartet hatte. Der angrenzende Saal war nicht minder glamourös und elegant als es das Äußere des Palastes vermuten ließ. Bis ins kleinste Detail abgestimmte Verzierungen schmückten die Smaragddecke, tellergroße Diamanten fungierten als Lichtquelle und meterhohe Platinsäulen hielten die Decke. Man führte uns in einen weiteren Saal, in dem hinten an der verzierten Mauer auf einem übergroßen Wandbehang eine Szene nachgebildet war, wo ein Jugendlicher, etwa in meinem Alter, einem König das Zepter überreichte. Vor dieser Mauer stand ein diamantbesetzter, goldener Thron. Alles bis ins kleinste Detail war Maßarbeit, alles verfloss zu einem riesigen Ganzen.

„He, Winzling, an deiner Stelle würde ich mich trotz deines vermutlich hohen Ranges verneigen“, wurden meine Gedanken von meinem pelzigen Begleiter unterbrochen. „Kiwiesel, was hast du uns denn da für einen Zwerg angeschafft?“, fragte eine warme, angenehme Stimme, die irgendwo aus dem Nichts zu kommen schien. So langsam bekam ich das Gefühl, dass die Geschöpfe dieser neuen Welt, in der ich gelandet war, alle etwas gegen meine Größe hatten. Nun ja, ich war wirklich nicht der größte Typ auf Erden, doch ich war auch nicht so klein, dass man dauernd daurauf rumhacken musste, oder? Immerhin wusste ich aber nun, dass mein neuer, blauer Freund den äußerst seltsamen Namen Kiwiesel trug.

Die Stimme, die nun aus dem Schatten trat, gehörte zu einem ungefähr zweieinhalb Meter großen Körper. Nun verstand ich auch, warum mich alle selbst das Kiwiesel, das noch wesentlich kleiner war als ich, als Winzling bezeichneten. Es war halt nur an diese riesigen, schlaksigen Elfen gewöhnt. Denn der Mann, der jetzt auf mich herabblickte, war definitiv ein Elf, mit langen, spitzen Ohren. Er war in teure Seide gekleidet und trug eine edle Krone auf dem Kopf, aus dem graue, gelockte Haare sich in die Luft erstreckten.

„Glaubst du etwa, er ist... ?“, fragte der gekrönte Elf. Mein blau behaarter Begleiter legte nur den Kopf schief und nickte. Dann geschah etwas Unerwartetes: Wie auf Knopfdruck verneigten sich alle vor mir, von den Wachen bis zum König. Ich wusste nicht so recht, was ich tun sollte, deshalb blieb ich einfach stocksteif stehen und lächelte verkrampft.

Nun bewegte sich der König auf mich zu und fing mit tiefer, sonorer Bassstimme an, zu mir zu sprechen. Etwas eigenartig Beruhigendes ging von dieser Stimme aus, es war mir fast so, als würde ich sie schon mein Leben lang kennen. Der König erklärte mir, aus welchem Grund auch immer und ohne große Einleitung, die Geschichte seines Volkes.

„Viele, viele Jahrhunderte lang waren wir Elfen ein friedliches Volk, das ganz ohne Krieg auskam, ja wir trieben sogar Handel mit den Zwergen und Waldgeistern. Doch dann, vor etwa 50 Jahren, wurde Gabor geboren, ein dunkler Magier, der seit seinem ersten Atemzug versucht, uns das Leben schwer zu machen. Einer seiner ersten Züge war, sich ein dunkles Schloss auf dem Berg der Verzweiflung zu bauen. Danach folgten viele weitere Taten des Schreckens, wie beispielsweise das Abschlachten aller Vögel des Waldes, nur um uns zu schaden, da wir uns um das Gefieder kümmerten. Unter anderen hatte er beschlossen alle Trolle, Orks und Kobolde aus Athaneria, unserem Land unter seine Kontrolle zu bringen. Nach und nach wurde er immer mächtiger, so dass uns die Mittel und Ideen ausgingen, ihn aufzuhalten oder gar zu vernichten. Unser einziger Trumpf war, dass wir das Kiwiesel auf unser Seite haben, sonst wären wir binnen der nächsten zwei Stunden von Grimmnirs Armee überrumpelt worden.“

Bedächtig nickte der König mit dem Kopf und alle seine Untertanen taten es ihm mit ehrfurchtsvoller Miene gleich. Ich verstand immer noch nichts. Dieses putzige Wesen, diese schlumpfblaue Geschöpf? Zugegeben, es war ganz kuschelig, aber wie um alles in der Welt sollte das so einen bösartigen Zauberer aufhalten können?

„Hehe, siehste ich bin ein echter Star hier, Winzling“, riss mich das Kiwiesel aus meinen Gedanken. Der König strich dem blauen Fellknäuel über den Kopf und fuhr bedächtig fort: „Aufgrund deines Aussehens und der Beschreibung des Kiwiesel, sind wir der Meinung, dass du Gröttnir, der Auserwählte bist, laut der Weissagung von Nemesis, dem Weisen. Nur du kannst, zusammen mit dem Kiwiesel, in Grimmnirs Grauensschloss eindringen und ihn mit Mjöllnir, dem Götter-Hammer, der sich in unserem Besitz befindet, erschlagen. Außerdem, so steht es im Vermächtnis, würde Grimmnir viel zu mächtig werden, wenn er das Blut vom Kiwiesel trinken würde. Pass also gut auf das Kiwiesel auf! Nur so kann Athaneria gerettet werden.“

Ich schluckte. Einerseits wollte ich zurück, nach Hause, zu meinem Buch, und trotzdem.... Andererseits war der Wunsch, dieser Welt zu helfen und mich übermütig in ein Abenteuer zu stürzen, faszinierend. „Ich werde tun, was ich kann“, versprach ich. Und schon überkam mich ein mulmiges Gefühl, na toll! „Gut, fantastisch, phänomenal!“, freute sich das Kiwiesel und hüpfte auf und ab wie wuscheliger Flummi.

Wenige Minuten nach diesem Gespräch stürmten zwei atemlose Späher der Elfen herein, die uns eine grauenvolle Nachricht überbrachten: Grimmnir hatte sich soeben mit seiner gewaltigen Armee in Bewegung gesetzt und würde quer durch ganz Athaneria marschieren. Somit waren wir unter Zeitdruck, wir mussten uns schnell einen Plan überlegen.

Also saßen das Kiwiesel, Gwerin, der König der Elfen, Baltur, der König der Zwerge, Mazu, die Königin der Waldgeister, deren Generäle und Feldherren und ich uns an einen Tisch und überlegten, wie wir Grimmnir besiegen, oder fürs erste für eine Weile aufhalten könnten. Nach und nach formten sich unsere Gedanken zu einem klaren, handfesten Plan um, der tatsächlich funktionieren könnte: Das Kiwiesel und ich würden uns tarnen und möglichst unauffällig bleiben. Die Elfen, Zwerge und Waldgeister würden währenddessen versuchen, den machtgierigen Magier abzulenken und so lange wie nur irgendwie möglich aufzuhalten, damit er ja nicht den Eichenwald und die dahinter liegende Stadt erreichen würde. So könnten das Kiwiesel und ich als Erstes sein Heer inspizieren und wir würden uns überlegen, wie wir am schnellsten an Grimmnir herankommen könnten.

Am selben Abend rüsteten wir uns für die Schlacht: Das Kiwiesel bekam eine Ganzkörperrüstung vom Hofschmied angelegt und ich bekam ein läppisches Kettenhemd, was ich bei dieser Rollenverteilung als nicht ganz gerecht empfand. Nun kamen auch ein paar Elfenfrauen, die mich als alten, verschrumpelten Einsiedler mit Elfenohren verkleideten. Sie banden mir das Kiwiesel auf den Rücken, und warfen den mit Flicken übersäten Einsiedlerumhang drüber; nun sah ich so aus, als hätte ich einen altersbedingten Buckel. So würde sich hoffentlich niemand um uns scheren und wir könnten seelenruhig durch das feindliche Lager spazieren.

Gegen Mitternacht war es dann soweit. Nach und nach sahen wir Fackeln, dann immer mehr und immer mehr und da stand sie: Die Streitkraft des Grimmnir von über zwanzigtausend Mann, jeder einzelne mit den fiesesten Waffen ausgerüstet und voller Gier nach Blutvergießen.

Mit zitternden Knien machten sich das Kiwiesel und ich uns also auf den Weg. Ich humpelte am Waldrand entlang, wo ich mir eine gute Sicht auf das Geschehen im Tal erhoffte. Immer wieder legte ich effektvolle Pausen ein und hielt mir theatralisch das Kreuz, so als wäre ich wirklich uralt. Das fiel mir nicht sonderlich schwer, denn das Kiwiesel wog erstaunlicherweise mehr als ich angenommen hatte. Wir lagen mit unserem Plan goldrichtig: Wir gelangten ohne groß aufzufallen bis unmittelbar vor das Heerzelt von Grimmnir.

Unauffällig sah ich mich um: es war niemand zu sehen. Ich gab meinem Partner die Anweisung, von meinem Rücken zu springen, sobald ich ihn am Hinterteil zwicken würde. „Toller Plan“, meckerte mein Buckel. Als wir gemächlich ins Zelt hineinspazierten, sahen wir eine dunkle Gestalt, umringt von Dutzenden Trollen und Kobolden. Ich humpelte scheinbar unbeteiligt weiter, während mir in Wahrheit das Herz bis zum Hals schlug und mir meine Knie vor Angst schlotterten, und fragte mit heiserer Stimme die dunkle Gestalt, die am anderen Ende des Zeltes stand, ob sie vielleicht etwas zu trinken für mich hätte. Der Mann lachte boshaft.

Da ging auf einmal alles ganz schnell: Grimmnir, denn das war der Mann, der da höhnisch lachte, rief seine Leibwache zu sich herein. Blitzschnell zwickte ich meinen Partner und zog gleichzeitig meinen Hammer Mjöllnir. Das Kiwiesel sprang wie eine tollwütige Katze auf die Leibwache los, alle viere von sich gestreckt, fauchend und spuckend. Wir hatten den Überraschungsmoment auf unser Seite und so löschten wir die Leibwache binnen weniger Sekunden aus, ich mit meinem Götterhammer Mjöllnir, und das Kiwiesel mit vollem Körpereinsatz. Wir schienen alles im Griff zu haben, doch plötzlich schleuderte mir Grimmnir einen Zauberspruch entgegen, der mich zwei Meter nach hinten fliegen ließ. Was ich in diesem Augenblick nicht einmal bemerkte war, dass ich Mjöllnir verloren hatte. Als der Zauberer sich siegesgewiss zu Mjöllnir hinunterbückte , sprang das Kiwiesel ihn an und fauchte, kratzte und spuckte: „Du hast genug hier getan!“ Der überrumpelte Grimmnir war so überfordert von der Szene, dass er den Hammer fallen ließ. Blitzschnell sprintete ich zum Hammer und hob ihn auf. Doch anstatt ihn auf den Kopf des Magiers zu schlagen, oder das was noch von ihm übrig war, zögerte ich. „Wird’s bald, Winzling?“, keuchte das Kiwiesel, immer noch im Kampf mit Grimmnir. Dieser war gerade dabei, das Kiwiesel mit seiner kräftigen Hand zu ersticken. Ich wollte meinem Freund unbedingt helfen, deshalb entfernte ich in diesem Moment alles schlechte Gewissen aus meinem Kopf und schlug zu.

Was dann geschah, war unbeschreiblich: Der geschlagene Magier gab einen ohrenbetäubenden Schrei von sich, der durch Mark und Bein ging. Seine ganze Armee aus Trollen, Kobolden und Orks sackte wie auf Knopfdruck zusammen und als sie auf den Boden knallten, verwandelten sich ihre massigen Körper zu schwarz glitzerndem Sand. Alle Zelte und Waffen verschwanden wie von Zauberhand und eine leuchtende, goldene Windbrise glitt durch den Wald.

Gegen Morgengrauen bekamen wir die Nachricht, dass unsere Truppen schwere Verluste gemacht hatten, unter anderem war die Königin der Waldgeister, Mazu, im Kampf gefallen. Trotzdem waren alle Überlebenden überglücklich und heilfroh, dass die Tage der Grimmnirherrschaft nie kommen würden.

Am folgenden Tag fand das prunkvolle Begräbnis der Mazu statt, an dem sich alle Überlebenden beteiligten. Als die Feier allmählich ihr Ende fand, stellte ich dem Elfenkönig die eine Frage, die mir seit gestern Abend ununterbrochen auf der Seele brannte: „Warum hatte ich gestern im Kampf plötzlich die Fähigkeit so gut mit Mjöllnir zu kämpfen, ich habe das ja noch nie vorher gemacht?“ Der König lächelte: „Diese Antwort könnte ich dir geben, doch ich glaube es wäre besser wenn du sie vorerst nicht wüsstest.“ „Ich verstehe nicht, Majestät...“, stammelte ich. „Du hast deinen Dienst geleistet, diesen Auftrag hast du mit Bravour geleistet. Aber wir werden uns wiedersehen, Auserwählter, da bin ich mir sicher. Du hast das Vermächtnis von Athaneria erfüllt, aber das wird wohl nicht deine letzte Heldentat gewesen sein“, entgegnete der König und zog mich in eine gewaltige, bärenhafte Umarmung.

Auf einmal schwirrte die Luft um mich herum, und ich sah, wie sich über mir ein blauer Strudel bildete, dieses mir schon bekannte Leuchten, das mich nach und nach aufsog. Die letzten Töne, die ich hörte, waren die des Wesens, mit dem ich mein ganzes Abenteuer verbracht hatte: „Mach’s gut, Winzling! Du hast uns einen großen Dienst erwiesen. Du wirst mir fehlen! Bis dann!“ Ich konnte nur noch denken: „Du mir auch!“, und schon verschwand ich im Strudel.

Wieder in meinem Zimmer, ließ ich mir all das, was ich erlebt hatte nochmal durch den Kopf gehen. Ich gelangte zu zwei Schlüssen: Entweder hatte ich alles geträumt, oder ich war zwei Stunden lang wirklich in einer anderen Welt gewesen.

Doch als ich mich auf mein Bett legte, bemerkte ich etwas: Da lag doch tatsächlich ein Stofftier. Es hatte flauschiges Fell, das saphirblau schimmerte. Darauf waren smaragdgrüne Flecken zu erkennen, die sich quer über seinen Körper streckten. Es hatte ebenso grüne Hörner auf seinem wuscheligen Kopf und messerscharfe Stoffzähne. Ich kann mich wirklich getäuscht haben, aber ich glaube, es zwinkerte mir zu.
 

                                                                                                Joshua Kohl

 

 

 

 




Envoyé: 22:42 Sun, 18 March 2018 par: Kohl Joshua