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Douw Joleen

Scars



Stell dir vor, du wärst der einzige Mensch auf Erden. Vollkommen allein und einsam. Du hast niemanden zum Reden, zum Zuhören, niemanden der dich motiviert. Was tust du? Wie fühlst du dich? Du fühlst dich genau wie jetzt. Wie du dich schon immer gefühlt hast. Du bist eine leblose Seele, umgeben von einer Hülle aus Stahl. Nur noch von deinem Äußeren definierbar und undurchdringbar. Komplett isoliert von der Außenwelt, ohne jemanden der dir hilft, auf den du zählen kannst, stolperst du durch dein Leben. Zuerst nimmst du den falschen Zug, dann verpasst du den richtigen. Wie kannst du dein Leben noch auf die Reihe bekommen, wenn es dir nicht mehr gehört? Geprägt von falschen Entscheidungen läuft es davon und wird selbstständig. Du kannst es nicht mehr einholen und musst ihm jetzt gehorchen. Denn es trifft seine eigenen Entscheidungen, die nur bergab gehen. Immer weiter folgst du ihm, bekommst es fast zu fassen, aber es geht eben nur bergab, bis du unter der Erde landest. Das ist deine Erlösung, denn dort musst du nicht rennen, dich um nichts kümmern, sondern einfach nur da liegen und hoffen, dass über dir nicht nur verwelkte Blumen liegen.

Das ist dein Leben. Nicht gerade das beste, was du bekommen konntest. Doch das Schicksal ändert seine Meinung nicht. Und du musst damit klarkommen, ob du willst oder nicht. Denn es gibt keinen Ausweg. Zumindest kein blinkendes EXIT-Schild. Innerlich kannst du noch so laut schreien wie du willst, niemand wird es hören. Nicht deine Freunde, nicht deine Familie und schon gar nicht die, denen du das alles zu verdanken hast. Die, die dich auf den falschen Pfad  geleitet haben, sei es ungewollt geschehen oder nicht. Eigentlich siehst du nur schwarz. Eigentlich. Denn da gibt es noch diesen einen Funken, das einzige das du überhaupt zu erobern versuchst. Er befindet sich in der Brust des Jungen, der deine Stimmung minimal aufhellt. Der dich manchmal sogar zu einem echten Lächeln bringen kann. Der einzige, von dem du glaubst, er könnte dich retten und das Ruder rumreißen. Weg vom Sturm, in die Sonne. Aber trotzdem werden die Narben bleiben und dich immer an das erinnern, was niemand gesehen hat. Die Narben, die niemand bemerkt hat. Die Narben, die niemand sehen wollte, weil er ein falsches Bild von dir hatte. ER ist der einzige Grund wieso du dich noch ein wenig lebendig fühlst, der einzige, wegen dem du überhaupt noch etwas fühlst. Du hättest niemals geglaubt, dass irgendjemand dir das, was dich am Leben hält, wegnehmen könnte, bis jemand dir plötzlich den Boden unter den Füßen wegzieht und du noch tiefer fällst.

Tiefer und tiefer. Jedes Mal wenn du es ein kleines Stück nach oben geschafft hast, kommt jemand und wirft Erde in die Grube. Du wirst mitgerissen, findest aber auch Gefallen daran, dich fallen zu lassen. Aber wenn du mit voller Wucht auf den Boden prallst, merkst du, dass es eine schlechte Idee war. Und du merkst, dass du noch nicht bereit zum Fliegen warst. Hättest du nur etwas länger in der Grube ausgehalten, nur ein kleines bisschen, wärst du jetzt draußen und befreit. Du hättest fliegen gelernt - aber zur richtigen Zeit. Du warst zu verzweifelt und konntest dich nicht fest genug halten. Man kann nur dann etwas erreichen, wenn man es wirklich will und bereit dazu ist. Aber weder das eine, noch das andere trifft auf dich zu. Hoffentlich lernst du daraus.

 

 

 




Envoyé: 21:47 Sun, 18 March 2018 par: Douw Joleen