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Münster Laurence

Der Absturz

 

 

Alice und George Bottom waren kurz davor, eine Reise nach Kanada anzutreten. Alice gähnte ; sie hatte in der letzten Nacht kein Auge zugemacht. Es dauerte eine Weile bis George endlich von der Gepäckkontrolle zurück war. ,, Die machen aber auch aus jeder Mücke einen Elefanten’’ seufzte George. ,,Ich habe dir doch gesagt du sollst kein Parfum im Koffer haben!’’ sagte Alice vorwurfsvoll. ,, Jeder normale Mensch hätte gesehen dass ich mit meinem Parfumfläschen nicht vorhatte das Flugzeug in die Luft zu sprengen! Außerdem – ’’ Doch George wurde durch eine freundliche Frauenstimme unterbrochen : ,,Das Flugzeug nach Kanada Montana ist bereit , bitte begeben Sie sich mit ihrem Gepäck zum Eingang A3.’’

,, Es geht los!’’ japste Alice und rannte los. George konnte ihr nur mit Mühe folgen. Im Flugzeug angekommen ließ George’s Seitenstechen langsam nach , doch er keuchte immer noch. Alice hatte nur noch Augen für das Flugzeug und begeisterte sich für alles was zu ihm gehörte. George musste unfreiwillig lächeln; er wusste wie vernarrt Alice in Flugzeuge war, und es beeindruckte ihn immer wieder wie viel Alice über sie wusste.

Nach einigen Minuten hob das Flugzeug endlich ab und verschwand im rosa-roten Himmel.

Niemand ahnte dass dies der schlimmste Flug seines Lebens werden würde.

Nach einigen Stunden ertönte eine männliche Stimme die wohl der des Piloten gehörte: ,, Liebe Passagiere wir bitten Sie sich anzuschnallen, es könnte zu eventuellen Turbulezen kommen. Wir bitten sie außerdem Ruhe zu bewahren.’’ Die Passagiere fingen an zu murmeln und auch in Alice breitete sich ein mulmiges Gefühl aus. Schon bald waren nur noch die klickenden Geräusche der Sicherheitsgurte zu hören. Schon bald fing das Flugzeug an heftig zu ruckeln. Die Turbulenzen fielen heftiger aus als gedacht. Viele Passagiere rutschten unruhig auf ihren Stühlen herum und einige waren schon nicht mehr im Stande Ruhe zu bewahren. Auf einmal geschah alles wie in Zeitlupe: Ruckartig fiel das Flugzeug in eine Art Sturzflug und kam dem Boden immer näher. Alice verfiel in Panik und sah den Boden immer näher kommen. Die Passagiere schrien nur noch und suchten verzweifelt nach ihren Familien oder Freunden. Alice fasste einen Entschluss: Sie musste handeln. Ihre Beine fühlten sich taub an. Sie kam der Pilotenkabine immer näher , und ignorierte George’s Schreie und die Versuche sie aufzuhalten. Jetzt zählte jede Sekunde. Die Tür der Pilotenkabine war nicht mehr verschlossen. Alice machte sie auf und ihr bot sich ein schrecklicher Anblick: Beide Piloten waren nicht mehr bei Bewusstsein. Alice überkam die Panik wieder wie eine eiskalte Welle. Alle Knöpfe blinkten oder piepsten nur noch und einige waren wohl ausgefallen. Alice sah den Boden immer näher kommen. Sie ergriff das Steuer zog es nach oben, und die Nase des Flugzeugs hob sich ruckartig. Alice spürte wie ihr ganzes Blut in die Beine gedrückt wurde und sie kurz davor war ohnmächtig zu werden. Sie brachte das Flugzeug wieder in eine gerade Position, doch über diesen Erfolg konnte sie sich nicht wirklich freuen; wie und vor allem wo sollte sie landen? Alice erhaschte schließlich einen Blick auf ein großes Feld. Sie senkte das Flugzeug und fuhr die Räder raus. Der Aufprall war jedoch stärker als vorgesehen; die Räder verankerten sich immer tiefer in der Boden  und das Flugzeug überschlug sich. Alice’s Kopf knallte gegen etwas Hartes, der Geschmack von Kupfer breitete sich in ihrem Mund aus. Alice sah alles nur noch verschwommen ,die panischen Schreie erstickten langsam aber  sicher, und alles wurde schwarz.

Zwei ohnmächtige Piloten… Schreie , Ein Feld… - Alice wachte auf. Winzige Sonnenstrahlen kamen durch die Vorhänge und warfen goldene Streifen auf den grauen Fußboden. Sie blinzelte und hob den Kopf etwas um das Zimmer besser betrachten zu können ; was sie jedoch gleich wieder bereute. Ihr wurde auf einmal speiübel. Plötzlich riss jemand die Tür auf und ein Mann mit weißem Kittel trat ein. Auf seinem alten Gesicht breitete sich sofort ein Lächeln aus und er sagte: ,, Ah , Miss Bottom Sie sind aufgewacht!’’ ,,Aufgewacht?’’ erwiderte Alice irritiert. ,,Oh ja ; naja aber bei ihrer Kopfverletzung ist es auch keine große Überraschung  gewesen dass Sie drei Tage im Koma waren…’’ ,,Ich war drei Tage im Koma?! Wo bin ich überhaupt? Was ist passiert? Und wo ist George?’’ Alice schwirrten noch mehr Fragen im Kopf herum doch sie entschied sich dazu nur die wichtigsten zu stellen. Der Arzt lächelte und sagte :,,Nun ja Sie sind in Island und Ihrem Mann geht es soweit gut… Ich denke die zweite Frage sollen Sie herausfinden schließlich sind Sie ja die Heldin… Und keine sorge ; fügte er zwinkernd hinzu Sie werden sich wieder vollständig daran erinnern.’’ Alice wusste nicht was sie sagen sollte. Der Arzt machte sie irgendwie wütend ; warum konnte er wissen was sie getan hat und sie, wo sie doch angeblich die Heldin war , hatte nicht den blassensten Schimmer was überhaupt geschehen ist. Der Arzt schien zu bemerken was Alice dachte und erwiderte: ,, Wenn Sie es unbedingt wissen wollen brauchen Sie nur einen Blick in die Zeitung zu werfen , dann wissen Sie was passiert ist ; auch wenn ich zugeben muss dass dieser ganze Medienrummel wirklich nervig ist… Ständig liegen mir irgendwelche Reporter in den Ohren und bitten mich um ein Exklusiv Interview.’’ ,,Na toll, die ganze Welt weiß also was geschehen ist , nur ich nicht.’’ murrte Alice.  Sie war müde und hatte tierische Kopfschmerzen ; sie wünschte sich nichts sehnlicher als George zu sehen. ,,Wo finde ich George?’’ fragte sie. ,,Oh nun ja Sie finden ihn im dritten Stock aber zuerst müssten Sie durch das Wartezimmer gehen mit all den Reportern…’’ Alice stöhnte. Sie hatte absolut keine Lust auf die neugierigen Fragen der Reporter , aber sie wollten George sehen. Alice beschloss einfach schnell durchzugehen und gar nicht auf ihre Fragen einzugehen. Sie stand auf, wodurch ihr ganz schwindelig wurde, und richtete sich mühsam auf. Der Arzt begleitete sie noch bis hin zur Tür und Alice sagte: ,, Ich glaube den Rest schaffe ich schon alleine , danke.’’ ,,Gut ; Ach ja und Mister Bottom befindet sich im Zimmer A3.’’ ,, A3?’’ das sagte ihr doch etwas… Wenn sie nur wüsste was… Alice überlegte den Ganzen Weg lang was das wohl bedeutete , doch es fiel ihr einfach nicht ein. Schließlich hielt sie vor dem Wartezimmer inne und spähte durch das Schlüsselloch. Und der Arzt hatte Recht: Das Zimmer war überfüllt von Reportern. Alice überlegte nicht lange und riss einfach die Tür auf. Alice wurde augenblicklich von einem Blitzlichtgewitter geblendet und sie wurde mit lauter Fragen überrumpelt. Alice ging schnell durch die Schar der Reporter und fing dabei einzelne Gesprächsfetzen auf. Nach einigen Minuten stand sie endlich vor dem Zimmer A3. Leise öffnete sie die Tür. Augenblicklich sah sie George der eine Zeitung las. Er hatte eine Platzwunde am Kopf und sah insgesamt ziemlich kränklich aus. Als er schließlich Alice erblickte riss er die Augen auf und lächelte. ,,Was ist passiert?’’ sagte Alice leise , beinahe flüsternd. George erzählte ihr die ganze Geschichte und als er geendet hatte sagte Alice dumpf: ,, Ich habe das Flugzeug gerettet?’’ ,,Ja’’ sagte George leise. Nun erinnerte sich Alice auch an ihren Traum. Nach einiger Zeit des Schweigens durchbrach George endlich die drückende Stille und sagte: ,, Ich weiß das gefällt dir wahrscheinlich nicht ,und ich muss zugeben ich bin auch nicht begeistert, aber wir fliegen morgen wieder nach Hause.’’ Alice erwiderte nichts. Der Gedanke wieder fliegen zu müssen machte ihr panische Angst. George nahm ihre Hand und sagte: ,, Es wird schon alles gut gehen.’’  ,,Ja’’ antwortete Alice und sah George in die Augen. Dabei bemerkte sie nicht dass ihr auf einmal Tränen über die Wange kullerten.

 

 

 

 




Envoyé: 16:23 Sun, 18 March 2018 par: Münster Laurence