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Bertemes Lara

Wunderlandrevolution



Jeden Abend hast du mir Geschichten vorgelesen. Es war einmal... und es endete immer in einem wunderschönen Sonnenuntergang und dann lebten sie glücklich bis an ihr Lebensende. Doch heute ist aus dem sie, aus dem du und ich, nur ein ich geworden. Heute bist du weg und ich gehe ohne deine Geschichten schlafen.

Dennoch, stehst du wieder hier im Traum. Wie schön dich zusehen, doch stopp! Dies ist nichts weiter als eine vom Traum inszenierte Lüge, denn du bist verschwunden.

Manchmal bringt mir dieser Traum ein Lächeln, allerdings knapp in Wunderland angekommen, löst sich der Traum von mir. Er hebt ab und schwebt hoch hinaus wie eine Wolke. Egal wie hoch ich mich strecke ich erreiche die zuckersüße Wattewolke nicht mehr. Sie ist nun eine von vielen flauschigen Wolken geworden, die sanft und unschuldig herumschweben. Verzweifelt versuche ich trotzdem zu springen, um sie zu fangen. Es hat keinen Sinn, denn die Traumwolke ist unerreichbar. Nach langer Wolkenjagd, kurz bevor ich aufgeben wollte, sinkt eine Wolke geschmeidig zu mir herab. Sie kommt immer näher. Immer näher bis ich anfange ihr entgegenzulaufen. Immer schneller und voller Hoffnung laufe ich auf sie zu. Ich kann eine Gestalt auf ihr ausmachen. Mit Tränen in den Augen stelle ich fest, das bist du. Du sitzt auf ihr und winkst mir zu. Kurz bevor ich deine Hand fassen kann, löst du dich in Staub und wirst vom Wind davon getragen.

Die Watte färbt sich grau. Die Wolke wird immer dunkler und bedrohlicher. Mein Herz steht still und bekommt Risse. Eisige Kälte tritt ins Wunderland. Meine Tränen sind gefroren und meine Hoffnung gebrochen. Auch die Wolken gefrieren und lassen Hagel regnen. Jedes einzelne Korn erschüttert mich wie ein Erdbeben. Ich bin schwach geworden, zu schwach um mich zu verteidigen. So überfällt der Schatten mich, leert meine Taschen und verschwindet. Nur noch Scherben von der zuckersüßen Wolke sind übrig. Alle Wärme wurde mir gestohlen. Nur noch ein zerrissenes Ich und ein Fetzen vom Traum sind übrig.

Dieser Traum ist nichts als eine Lüge! Denn du kannst mir nicht winken! Du kannst nicht auf einer Wolke sein! Du kannst dich nicht unsichtbar machen! Du bist weg! Die Traumlüge hat mich an der Nase herumgeführt. Eiskalt und ohne Skrupel, hat er mir alles genommen was war und was ist, sogar Wunderland. Jetzt regiert der Schatten in Wunderland und hält mich fest. Er und seine Lakaien lassen keinen Platz, keinen Platz für mich oder für Freiheit, sie ersticken alles Helle in mir. Diese Lakaien, diese Gedanken nähren das Dunkle und erwürgen meinen Geist. Sie waren skrupellose Doppelagenten. Sie haben sich als Traum ausgegeben und die Revolution des Schattens vorangebracht. Sie haben in meinem Kopf gekreist bis sich alles drehte und ich kaum gerade stehen konnte. Geblendet, verwirrt und naiv bin ich dem Traumbetrüger in seine dunklen Arme gelaufen. Immer tiefer hat der Schatten sich in mir eingenistet. Immerhin, war dies nicht schwer, da er mich im Schlaf überfallen hat. Mit Manipulation hat er nicht nur mich sondern auch alle meine Soldaten weggefegt. Nur wenige noch wenige von den Wunderland Streitkräften haben überlebt. Zudem, sind die Überlebenden zu viel angeschlagen, um mir zu helfen.

Aus mir ist ein verlorener Weltenbummler geworden, der nicht einmal mehr in Wunderland willkommen ist. Ich lebe mit dem Kopf in der Wolke und Beinen auf der Straße.

Wie aus heiterem Himmel sehe ich Licht. Ist es eine Halluzination der Verzweiflung oder echt? Es schwächt den Schatten und nährt meine Armee. Es leuchtet mir ins Gesicht und blendet mich. Noch benebelt von dem Schatten, kann ich nur Umrisse ausmachen. Die Gestalt kommt immer näher und die Sicht wird klarer. Wie kann das sein, ich sehe dich. Du bist wieder da.

Viele Wunden müssen noch verheilen. Jedoch mit deinem Licht schreitet meine Armee wieder in den Fronten voran.

Nach vielem Herumirren hat doch jemand die Tür zu Wunderland gesucht und gefunden. Dein bloßes Auftauchen, hat die Wolke im Kopf geschrumpft und die Straße für mich breiter gemacht. Dein Strahlen gibt mir Kraft. Du lachst nur und schenkst mir Hoffnung.

Zudem wurden neue Schutzmaßnahmen von der Wunderland-Armee unternommen. Von nun an, benutzen sie Tränen als Geheimwaffe gegen das Böse. Wenn mich der Traum wieder heimsucht, spülen die Tränen ihn einfach weg. Bevor es zu einer Überschwemmung kommt, wischst du sie schnell wieder auf und rettest die Welt.

Es war ein hartes Jahr. Wo Schatten waren, sind Schatten geblieben. Doch solange du da bist, sind sie schwach. Danke, dass du Wunderland vor dem Untergang gerettet hast.

 




Envoyé: 11:11 Sun, 18 March 2018 par: Bertemes Lara