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Wilwert Larissa

Die Sanduhr



Eine weibliche Form aus Glas
In einem hölzernen Tempel,
Umgeben von verzierten Pfeilern,
Blickt gedankenlos in die Ferne -
Ein immer stummer werdendes Zeitmaß.
 
Und draußen herrscht eine hektische Leere
In einer einsamen Masse,
Umgeben von kahlen Betonwänden –
Ein Labyrinth der Lichtermeere.
 
Ein Wasserfall aus Sand
Schießt in die blinde Tiefe;
Niemals zu langsam,
Aber auch nicht zu schnell.
Und die Körner rauschen wortlos zu Boden,
Wie Blätter, getragen vom eisigen Wind.
 
Ihre Augenlider schließen sich
Im atemberaubenden Angesicht der Zeit.
 
Denn die Zeit wiegt die Welt
In ihren einschläfernden Armen,
Und ihre sanften Küsse
Hinterlassen schwarze Narben
Auf den erblassten Wangen.
 
Welch kurioses Spektakel,
Dicht gefolgt von einem hilflosen Aufschrei –
Zu spät, es ist vorbei.
 
Ein letzter Atemzug entweicht der zugeschnürten Kehle,
Ein letzter Blick, ein Funken entsetzter Hoffnung in den milchigen Augen,
Doch in einer abgestumpften Welt
Verliert sich die menschliche Seele.
 
Drum schau ihr verwegen ins Gesicht,
Und auch wenn du sie nie verstehen wirst,
Verstoßen darfst du sie nicht.
 
Dies ist des Menschen einzige Pflicht.
 



Envoyé: 19:14 Wed, 14 March 2018 par: Wilwert Larissa