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Dams Yana

Gedanken in einer Sekunde



Er hebt die Hand. Nur wenige Zentimeter steht er von mir entfernt. Ich beobachte seine Muskeln, wie sie sich zusammenziehen, der Volumen seines Bizepses schnell an Größe gewinnt, sehe den Puls, der durch seine Adern geschleudert wird, seinen behaarten, starken, angsteinflößenden Arm, seine ruckartige Bewegung, die in mir alte Erinnerungen weckt. Ich spüre bereits, wie sie in mein Gesicht braust, spüre bereits die Schwellung meiner Wange, das Aufplatzen meiner Haut an den Wangenknochen, die Hitze, die mein Körper an der Stelle ausstrahlt. Ich spüre meinen Puls, der bei jeder Millisekunde steigt. Seine große Hand, seine dunklen Härchen, seine feinen Poren. Alles wirkt, als wäre die Zeit stehen geblieben, damit ich alles genau beobachten kann, als würde ich sogar das Atmen seines Körpers hören, das Rausquollen seiner Schweißtropfen, wie das Blut seinen Körper durchströmt. Nicht mehr lange wird es dauern, bis seine Hand angeschossen kommt. Diese Bewegung weckt tiefsitzende Gefühle in mir. Die Fragen, die Panik, weshalb, warum, wieso jetzt. All diese Fragen, die so tief vergraben waren, drohen, wieder hochzukommen, aufzustehen, mich niederzureißen. Ich schaue nur auf seinen Arm, vermeide seinen Blick, seine Augen würden mich nur noch mit Hass ansehen können, wenn sie mich überhaupt noch ansehen. Ich schließe bereits die Augen, mein Sichtfeld verschwärzt sich von oben nach unten. Alles fühlt sich wie eine Ewigkeit an. Ich bete bereits, dass es schnell vorbei sein soll und dass es nicht weh tun wird. Aber ich spüre nichts, keinen Luftzug, keinen Schlag. Stattdessen, wie seine große, behutsame Hand sich auf meinen Kopf legt, seine zarten, sanft und gut gepflegten Lippen meine Haare küssen.

 




Envoyé: 13:36 Tue, 13 March 2018 par: Dams Yana