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Hengel Elsa

Showdown



Als ich in die Küche gehe, erblicke ich sie. Meine Feindin. Die lästige Fliege. Sie krabbelt dort auf der Wand herum und bleibt stehen, als ich näher trete. Ich kneife meine Augen zusammen und bin mir ziemlich sicher, dass sie mich genauso misstrauisch anblickt.

   „So sieht man sich wieder, Fliege.“

   Sie schweigt.

   „Wir wussten beide, dass der Tag kommen würde.“

   Nun reibt sie ihre vorderen Beine aneinander. Sie scheint Pläne geschmiedet zu haben. Ich lasse es mir nicht anmerken, aber ein bisschen verunsichert mich das. Ihre Flügel glänzen im Licht und ich spüre ihren siegessicheren Blick auf mir ruhen.

   „Freu dich nicht zu früh“, sage ich bedrohlich. „Auch ich habe mich auf diesen Moment vorbereitet.“ Mit einem listigen Lächeln greife ich langsam nach der Fliegenklatsche auf dem Tisch. Dabei lasse ich mein Gegenüber nicht aus den Augen und beobachte genau, wie sich sein Gesichtsausdruck verändert. Nun ist die Fliege diejenige, die verunsichert ist.

   „Ach? Hast du jetzt Schiss?“, frage ich gehässig.

   Doch sie fängt sich wieder und durchbohrt mich erneut mit ihrem Blick.

   „Lass uns das nun ein für alle Mal klären.“

   Die Fliege nickt.

   Ich stelle mich breitbeinig vor die Wand, mit der Waffe in der rechten Hand. Dann atme ich einmal tief ein und wieder aus. „Ich bin bereit.“

   Der Showdown beginnt.

   Wir starren jeweils den anderen an, so wie Feinde das nun mal machen. Beide sind wir bereit zu reagieren, falls der andere zuerst handelt. Die Spannung hängt schwer in der Luft. Es herrscht Totenstille. Nur ein Staubbüschel fliegt über den Boden.

   Mit zusammengekniffenen Augen beobachte ich jede ihrer minimalen Bewegungen. Wie sie atmet. Wie sie mich genauso beobachtet. Ich setze mein ganzes Vertrauen in meine Reflexe, die mir hoffentlich in diesem Kampf beistehen werden. 

   Dann kommt der entscheidende Moment. Die Fliege setzt einen Fuß nach vorne und ich schlage blitzschnell mit meiner Klatsche zu. Bevor ich nachsehe, schließe ich kurz die Augen und atme tief durch. Langsam löse ich die Klatsche von der Wand und entdecke tatsächlich die Fliege, wie sie halb an meiner Waffe, halb an der Tapete klebt. Kleine Blutflecken zieren ihre Überreste. Ein triumphierendes Lächeln legt sich auf meine Lippen.

   „Tja, Fliege. Hättest dich nicht mit mir anlegen sollen.“

 




Envoyé: 19:07 Mon, 12 March 2018 par: Hengel Elsa