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Heep Sandy

Sünde



Es ist nicht die Nacht, die einen im Schlaf quält, auch nicht die Geräusche, die sie produziert und welche sich in das Ohr der unruhigen Seele bohrt, immer tiefer bis zu den kleinsten Synapsen. Es ist einzig und allein das Wissen jemanden getötet zu haben. Ja er hat jemanden ermordet, ja er tat dies, wissentlich, dass es nun kein Zurück mehr gab. Er würde gefasst werden, wenn nicht schon gleich.

Tag 1.
Eine Nacht ohne Schlaf, eine Nacht die ihm immer wieder vorzeigte, dass er krank ist. Es ist nicht normal, was er tat, er ist nicht normal! Er schlurfte durch seine Wohnung, die Mama schlief immer noch tief. Nach ihrer gestrigen Sauftour würde sie eh nicht vor Nachmittag aufwachen, durch die Wohnung schreiend wo ihre Tasche sei und dass er ein Nichtsnutz sei. Er konnte darauf verzichten. In der verdreckten Küche suchte er vergebens nach Kopfschmerztabletten. Verärgert ging er ins Bad, um hier von seiner Vergangenheit eingeholt zu werden. Im Waschbecken lag sein verdrecktes T-shirt, blutig. Nicht nur das Waschbecken schien im Neonlicht wie ein Tatort, sondern das ganze Badezimmer schien im Flackern einem Monstrum zu gleichen. Er wusste dass er so schnell wie möglich alles beseitigen musste, sonst müsste er wieder jemanden töten. Warum hat Er Sie gestern in den Schuppen gebracht. Bei dem Gedanken selbst wurde ihm übel, er übergab sich.
Nachmittags ging er nach draußen es regnete, die Lichter des Blocks wirkten umso bedrohlicher, als wäre nicht schon die Umgebung ein einziges Gülleloch. Er nahm den Bus zur kleinen Gartensiedlung am Rande der Stadt. Sein Kapuzenpullover klebt ihm am Oberkörper, er musste es heute erledigen. Sonst würde sein Gehirn schmelzen. Er muss muss muss.

Tag 2.
Sein Akku piepste nun schon zum 5 mal. Er kann jetzt nicht aufhören, er muss sie beseitigen. Niemand wird ihn vermissen, dachte er, und niemand sie, so hoffte er.
Er hörte im Hintergrund immer noch das Prasseln des Regens, er wusste dass niemand ihn jetzt stört. Er übergab sich nun weniger, mit jedem Schnitt war der Drang weniger. Der kleine alte Grill in der Ecke seines Schuppens ist verrostet, seit Jahren nicht mehr gebraucht worden. Seit der Vater Mutter verlassen hatte ging der Schuppen unter. Doch Er hat ihn wiederentdeckt. Er brauchte nun nur noch einige Schnitte bis er fertig ist. Für Heute. Er muss sich ausruhen, sein Handy aufladen und etwas trinken, aber nicht bevor sie zerlegt hat. Sie musste heute fertig werden. Und dann in die kleine Truhe passen. Der Generator surrte nun schon seit gestern, aber es störte ihn nicht. Seine Arme brannten aber es durfte ihn nicht aufhalten.

Tag 2, nachts.
Endlich, endlich war alles sauber, nun, so sauber eine Laube es zuließ, und verpackt in der Truhe. Er konnte es kaum ertragen seine Arbeiten niederzulegen. Was nun? Erst morgen Mittag kann er weiter arbeiten. Sein Handy piepste nicht mehr seitdem er es wieder geladen hatte, keine Nachricht von Mutter. Gut seis drum. Er setzte seinen Garten Klappstuhl wieder in eine aufrechte Position, wer kann denn an Schlaf denken, er nicht. Das Wetter draußen schien sich nicht zu beruhigen, der Regen prasselte weiter auf das Wellblechdach der Laube, wie das anhaltenden Surren in seinen Ohren. Es sollte sauber sein, es sollte Blitzblank sein, aber er schaffte es nicht. Er war selbst immer noch verdreckt, mit Blut beschmutzt und Innereien. Er roch den schwarzen Dunst seiner selbst in jedem Atemzug. Er stank nach Schweiß, Blut, Dreck und das Schlimmste, er stank nach Regen.

Tag 3.
Sirenen… er hörte sie die ganze Nacht. Oder glaubte er, dass er sie hört. So langsam kann er sich selbst nicht mehr trauen. Heute muss Er fertig werden. Sie muss verschwinden. Er starrte auf sein Handy, die Uhr zeigte 8;17. Der Regen hatte sich immer noch nicht beruhigt. Er stand aus seinem Klappstuhl und ging zur Tür der Laube. Er musste sicher gehen dass er alleine ist. Die Nachbarn schienen alle nach hause geflüchtet zu sein. Gut, dachte er. Er ging zum rostigen Grill, griff zu den kleinen Holzstücken die sein Stiefvater zum anzünden immer da hatte. Zeit zum Grillen. Sein kleines Feuerzeug fest im Griff, zündete er die Holzstückchen an, der Rauch stieg ihm in die Augen. Das Surren der Tiefkühltruhe wurde von Sekunde zu Sekunde lauter, vermischte sich mit den Gedankensirenen. Je schneller er fertig würde, desto eher habe Er seinen Frieden, dachte er. Der Rauch trieb ihm Tränen in die Augen, es sei seine Strafe. Bald war das Holz verkohlt, fing an zu Glühen.

Tag 3, mittags.
Er hatte lange gebraucht um sich selbst zu überwinden. Aber nun liegt Sie vor ihm. Noch halb gefroren, aber immer noch zart rosa. Was wirklich nun vor ihm lag? Er wusste es nicht mehr. Das Surren und Klingen wurde nicht weniger. Er hustete durch den Rauch, der sich immer noch im Schuppen befand. Es muss getan werden. Er griff wieder zum Messer, schnitt Scheiben. Der Regen beruhigte sich. War dies ein Zeichen? Sollte ihm vergeben werden, sobald Sie nicht mehr da ist? Er legte die erste Scheibe auf den unsauber Rost des Grills. Es zischte kurz, dieses Zischen löste was in ihm aus. Er konnte es nur nicht einordnen. Die ersten Fettblasen bildeten sich auf dem Fleisch. Sie war gut genährt. Fetttropfen fielen auf die Kohle. Er hörte nichts. Er fühlte aber. Gebannt starrte Er hinunter. Gleich ist es vorbei.
Er setzte sich mit seinem Teller auf den alten, klapprigen Stuhl. Es roch in dem Schuppen nach gegrilltem Fleisch.
Das erste Stückchen lies ihn, sich erbrechen.
Das zweite Stückchen schmeckte verbrannt.
Aber jedes weitere war perfekt.
Er hatte den Verstand verloren. Er hörte immer noch die Sirenen, das Surren neben seinem Schmatzen. Bald war sein Teller leer.

Tag 3. Nach dem Festmahl.
Draussen stampften Menschen, Polizisten zu dem Schuppen hervor. Der Junge musste im Schuppen sein. Seine Mutter rief Sie. Sagte sie suche ihren Sohn. Er sei verschwunden, auch die Eltern des Mädchens waren verzweifelt. Sie konnten sich nicht erklären, dass Clara einfach so verschwand. Ihre Freundinnen sagten sie sei mit Mirko mitgegangen. Mirko und Clara waren also zusammen verschwunden.

Mirkos Mutter erwähnte einen Schuppen.
Sie brachen die Tür auf.
Er hing am Querbalken. Die Grillkohle war noch nicht ganz kalt.
 




Envoyé: 13:52 Tue, 13 February 2018 par: Heep Sandy