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Dasbourg Yannick

Die Geiselnahme



Ich höre Schreie, man spürt die Angst in der Luft. Ich komme langsam wieder zu Sinnen, jedoch erinnere ich mich an nichts mehr. Meine Sicht ist ganz verschwommen, vor mir erkenne ich zwei, in schwarz gekleidete Personen. Ich merke, dass sie mich nicht bemerkt haben. Doch wo bin ich, wer bin ich? Trotz den anstrengenden Versuchen mich an etwas zu erinnern, gelingt mir dies nicht. Erst nach einer geschätzten halben Stunde kommen die ersten Erinnerungen zurück.

Ich bin Kristine, 12 Jahre alt und aus Rodenkirchen, einem Bezirk in Köln. Doch wo bin ich jetzt? Unbemerkt schaue ich mich unter meinem Versteck hervor, erst dann bemerke ich, dass ich unter einem Schreibtisch sitze. Ich sehe andere Menschen, manche stehend, andere sitzend. Ungefähr 5 stehende, große Männer, die die anderen, in einer Reihe sitzende Menschen mit Messern und Waffen bedrohen. Nun werde ich mir meiner Lage bewusst, dies ist ein Banküberfall. Niemand bemerkte mich, als ich mich vorher unter einem Schreibtisch versteckte. Danach wurde ich ohnmächtig. Auf einmal höre ich aufrufende Laute, sie kommen von draußen. Darauf höre ich Schüsse und ich habe Angst, dass meine Überlebenschancen nur sehr gering sind.

Falls die Bankräuber mich finden, werden sie mich sofort umbringen. Doch was mache ich jetzt, abwarten? Soll ich diese Menschen im Stich lassen. Als mich der Gedanke erfasst, dass wir alle in Lebensgefahr sind, läuft es mir eiskalt den Rücken runter. Ich beobachtete, als einer der Bankräuber eine Mitarbeiterin der Bank zwingt, ihm eine große Sporttasche  mit Geld zu füllen. Anfangs weigert die Angestellt sich, doch als der Räuber ein Messer aus seiner Tasche zieht, gibt sie nach. Laute Schreie und Aufforderungen dringen in meine Ohren.

Plötzlich nehmen sie einen der Bankkunden, halten ihm eine Waffe an den Kopf und zwingen ihn, sich vor die Tür zu begeben. Sie fordern die Polizei auf, sie mit dem Geld flüchten zu lassen. Die Polizei geht ihrer Bitte nicht nach. Doch warum nicht? Hier geht es doch schließlich um Menschenleben.

Auf einmal stoßen sie den Mann hinaus, er fällt zu Boden. Er richtet sich auf, als urplötzlich ein Schuss ertönte. Danach liegt er regungslos am Boden. Diese Räuber hatten einen Menschen getötet und ich musste all dies beobachten. Als die Polizei die Leiche des Mannes aus dessen Blutlache geborgen hatten, kommen die Räuber zurück. Im Raum ertönt nun der Befehl, jeder solle sich setzen und Ruhe bewahren. Man bemerkt den Stress der Räuber in ihrer Bewegungs und Sprechweise. Da beginnt nun ein Baby zu weinen.

Seine Schreie durchbohren meine Seele, würden sie dieses Lebewesen nun auch töten? Einer der Bankräuber zieht ein Messer, doch der andere hielt ihn zurück.

Auf einmal nehmen sie eine zweite Geisel, sie ziehen ihr eine Tüte über den Kopf und stoßen sie zur Leiche der anderen. Sie fordern ein Fluchtfahrzeug und wollen nicht aufgehalten werden, sonst würde eine zweite, unschuldige Person sterben. Auch dieses Mal geht die Polizei ihrer Bitte nicht nach. Ich schließe meine Augen und höre nur noch einen letzten Schrei und einen Schuss. Eine weitere Person wurde grade kaltblütig vor meinen Augen getötet. Ich sehe dem Opfer in seine toten Augen, doch ich erkenne diese Person. Meine Erinnerungen sind immer noch nicht zurückgekehrt, doch ich weiß dass ich diese Person kenne. Ein schönes blondhaariges junges Mädchen, geschätzt ungefähr 15 Jahre alt. Ich glaube nun weiß ich wer es ist.

Es ist meine Schwester. Ich schaue ihr tief in ihre Augen, schließlich bin ich mir sicher, dass es sie wirklich ist. Ich fühle mich wie in Todesstarre versetzt. Als ich schließlich in Tränen breche, dreht sich einer der Räuber plötzlich um. Das ist das Aus, denke ich mir. Doch er geht an mir vorbei als hätte er nichts gesehen, obwohl ich mir sicher bin, dass er mich bemerkt hat.

Nach ungefähr 10 Minuten geht er noch einmal an meinem Versteck vorbei, er sieht mir tief in die Augen. Schlussendlich bückt er sich und sagt zu mir: „Ich beschütze dich, du überlebst“. Diese einfachen Wörter zaubern mir ein Lächeln ins Gesicht, jedoch fühle ich mich wieder wehrlos, als er ging. Die Leiche meiner Schwester liegt noch immer vor meinen Augen.

Auf einmal ertönt ein lautes Krachen, es sind weitere Schüsse. Dieses Mal jedoch sind sie von der anderen Seite. Es sind Warnschüsse.

Nach diesen Schüssen zucke ich durch laute Schreie zusammen, diese sind jedoch von einem der Einbrecher. Einer hat Angst bekommen und möchte sich nach draußen hinbegeben. Daraufhin nimmt der Anführer, ein großer, kräftig gebauter Mann, ein Messer und hält es an die Kehle des Deserteurs. Dieser bettelt vor ihm um Gnade, er habe Familie und Kinder. Mit einem kräftigen Ruck zieht er das Messer durch seine Kehle. Reglos fällt er schließlich zu Boden, nun erkenne ich auch diese Person wieder. Es war der Mann, der mich beschützen wollt. Nun kostete die Fehlentscheidung des Überfalls ihn sein Leben.

Nun bin ich mir der Kaltblütigkeit des Anführers bewusst. Immer wieder fordert er die Polizei auf, ihm ein Fluchtfahrzeug zu bringen und ihn gehen zu lassen. Doch obwohl es um zahlreiche Menschenleben geht, lehnt sie jede Verhandlungsoption des Räuberanführers ab.

Wie lange bin ich nun in diesem Albtraum gefangen? Schätze ungefähr 5 Stunden. Nun warte ich nur darauf, dass dies endlich ein Ende findet.

Als die Räuber schlussendlich noch eine Geisel nehmen, schließe ich sofort meine Augen. Doch dieses Mal ist irgendetwas anders, diesmal spüre ich eine enge Verbindung zu der Geisel. Als ich mir sie genauestens anschaue, erkenne ich einen traurigen, von Zweifeln erfüllten Blick. Ich spüre, wie sie mich anschaut und kann ihren Schmerz spüren. Sie wehrt sich nicht, sie hat jeden Lebenswillen verloren.

Sie halten ihr eine Waffe an den Kopf und sie sagen, dass sie den Polizisten noch eine letzte Chance geben würden. Diese überlegten, jedoch lehnten sie wieder ab. Nun erkenne ich die Frau wieder, es ist meine Mutter. Sie fuhr mit mir in die Stadt, es sollte ein Mutter-Tochter Tag werden.

 

Urplötzlich springe ich auf und stoße ihre Peiniger zur Seite. Ich lande in ihren Armen. Sie umarmt mich mit Tränen in den Augen und sie sagt mir, dass ich das nicht hätte machen sollen. Erst jetzt bemerke ich, dass sich ein Kreis um uns gebildet hatte, mir kommt es vor als würden tausende Waffen auf mich und meine Mutter zielen. Weinend verabschiede ich mich von meiner Mutter, nun weiß ich, dass mein Zeitpunkt gekommen ist. Es ist Zeit zu sterben, nun schließe ich meine Augen, es wird verschwommener und schließlich wird es dunkel, nun weiß ich, dass es endlich vorbei ist.




Envoyé: 16:11 Wed, 1 April 2015 par: Dasbourg Yannick