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KATER Anna

Die Verschwundenen Buchstaben



„Piep, piep, piep“ stöhnend schaltete ich meinen Wecker aus und legte mein Kopfkissen über meinen Kopf. Doch dann stieg ich doch aus dem Bett und zog mich an. Immer noch müde und mit  kleinen Augen, ging ich runter in die Küche. „Morgen“ grüßte ich meinen Vater, doch der reagierte nicht und las konzentriert weiter in seiner Zeitung. „Und du willst mir was von Höflichkeit beibringen“ grummelte ich. Mein Vater hob kurz den Kopf, nickte mir zu und vertiefte sich wieder in die Zeitung. Achselzuckend schmierte ich mir ein Brötchen und wollte gerade reinbeißen, als Papa die Zeitung laut auf den Tisch knallte. Ich zuckte so schnell zusammen, dass mein Brötchen in der Butter landete. „Das ist unerhört, ja das ist es wirklich.“ schrie er. Ich glaube mein Gesicht sah aus wie ein Fragezeichen, denn mein Vater begann sofort zu erklären: „ In der Zeitung sind nur Bilder, kein einziger Buchstabe! Kein einziger!“ Ich nahm  die Zeitung und schaute rein. Papa hatte recht, wirklich kein Buchstabe zu sehen. „Bestimmt ist irgendetwas beim Drucken schiefgelaufen.“ sagte meine Mutter, die gerade in die Küche kam. „Aber dann hätten sie die Zeitung doch nicht in den Briefkasten geworfen, oder?“ fragte ich und gleich darauf erschrak ich, denn die Schule fing gleich an und ich war noch nicht ganz fertig. Schnell lief ich nach oben und machte mich fertig. Im Bus, auf dem Weg in die Schule, wollte ich eigentlich die Zeitung lesen, weil die zu Hause ja nicht zum Lesen war. Aber die Zeitungen im Kiosk waren auch weiß mit Bildern. Jetzt war ich verwirrt. Doch nicht nur die Zeitungen waren ohne Bilder, denn als ich mein Englischvokabelbuch raus nahm, um noch ein wenig zu lernen, blieb mir der Mund offen stehen: „ Das darf doch jetzt nicht wahr sein!“ rief ich. Einige Leute sahen mich verwirrt an, doch ich merkte es nicht. Mein Vokabelbuch, das immer vollgeschrieben war, war leer! In der Schule sah ich, dass ich nicht die Einzige war, deren Bücher leer waren. Meine beste Freundin Katie kam zu mir gelaufen und rief aufgebracht: „Jessie, Jessie, du glaubst nicht was mir passiert ist. Mein Buch, das ich gelesen habe, ist leer!“ Die ganze Klasse lief durcheinander und erzählte sich dieselbe Geschichte. Es trat erst Ruhe ein, als die Lehrerin eintraf. Doch es dauerte nicht lange, da war es wieder laut. Denn als die Lehrerin etwas auf die Tafel schreiben wollte, verschwanden die Buchstaben als hätte jemand mit dem Schwamm drüber gewischt. Jetzt war auch die Lehrerin verwirrt. Plötzlich rief die ganze Klasse: „Jessie, an die Tafel bitte. Jessie?“ Jemand stieß mir den Ellenbogen in die Seite. Ich wachte auf. Ich lag mit dem Kopf auf der Schulbank. Die ganze Klasse sah mich an. „Jessie, bist du etwa eingeschlafen?“ fragte mich die Lehrerin streng. Ups, ich war wohl wirklich eingeschlafen und hab geträumt. Auf der einen Seite war es mir ziemlich peinlich, auf der anderen Seite war ich erleichtert. Die Sache mit den verschwundenen Buchstaben habe ich nur geträumt. Und zur Verwirrung der ganzen Klasse fing ich an zu grinsen. 

 




Envoyé: 13:09 Mon, 30 March 2015 par: KATER Anna