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Ewert Natascha

Das Jahr, an dem ich meinen Verstand verlor.

   


                                  Das Jahr, an dem ich meinen Verstand verlor. (Auszüge aus dem Roman)

 

1.    Kapitel

 

„Paula, mach bitte die Tür auf!“
„Nein!“
„Mach die Tür auf!“
„Sie sind nicht meine Mutter!“
Sandra riss die Tür auf und Paula stieß einen lauten Schrei aus: „Sie sind nicht meine Mutter, lassen Sie mich in Ruhe!“ Die Krankenschwester sah Paula an und sagte: „Hör auf mit Schreien, du bist kein Kind mehr!“
„Und Sie sind nicht meine Mutter!“, raunzte Paula Sandra an. „Warum lassen sie mich nicht alle in Ruhe, ich hasse diesen Ort. Warum darf ich nicht nach Hause? Ich bin nicht krank. Paula hörte auf mit Schreien und fing an zu schluchzen: Warum kann ich nicht einfach nach Hause?“
„Paula, du bist krank. Du muss solange hier bleiben bis du gesund wirst. Das dauert eine Weile. Aber momentan geht es dir nicht gut. Deshalb bist du hier und wir wollen dir helfen.“, sagte Sandra,
„Helfen? Das nennt ihr helfen? Indem, ich eklige Medikamente einnehmen muss und mit anderen Verrückten klarkommen muss? Da fing Paula mit Weinen an. „Wir reden später!“, sagte Sandra und machte die Tür zu.
Paula zog ihren Pantoffel, der mit Fliegenpilzen bedeckt worden ist, aus und warf ihn gegen die Wand: Scheißort, Scheißpersonal, dachte sie. Da spürte sie plötzlich wie immer um diese Zeit nach dem Mittagessen die Müdigkeit. Sie zog ihren Pullover und ihre Jeans aus und zog den neuen Pyjama, die sie von ihrer Mutter letzte Woche geschenkt bekommen hat, an und legte sich ins Bett. Es war zwei Uhr nachmittags.

2.    Kapitel


„Sophie, du bist dran! Wie fühlst du dich?“, fragte Thomas ein mageres Mädchen, das große Augen hatte. „Besser als gestern, weil ich dieses Wochenende meine Familie besuchen konnte. Außerdem bin ich froh, dass ich mehr gegessen habe als gestern Abend.“, sagte Sophie. Paula, saß mit den anderen Jugendlichen auch im Raum für das Briefing. Paula mochte lieber das Briefing am Abend als am Morgen, weil die Jugendliche immer etwas Positives nach dem Abendessen erzählen konnten. Nach Luigi, Lena würde sie drankommen. Sie wusste aber schon was sie sagen würde. Das Schwierige am Briefing war Geduld zu haben für andere die lange brauchten ihre Gedanken auszudrücken, sonst fiel es Paula sehr leicht dem Personal Sachen zu erzählen. Lena wird schon wieder den gleichen Mist erzählen wie gestern, dachte Paula. Sie war nicht die einzige, die das dachte. Lena erzählte tatsächlich das Gleiche wie am vorigen Tag: Sie darf wieder am Sportunterricht teilnehmen, weil sie in den letzten Wochen sich beruhigt hat und netter zu den anderen geworden ist. Thomas nickte und fragte sie: "Wer hat dir das gesagt, Lena?" Lena log und sagte: "Dr. Blau." Thomas entgegnete: "Ich werde mit ihm morgen reden, Lena. Ich glaube, da hast du was Falsches verstanden." Unerwartet blieb Lena ruhig und sagte nichts. Paula konnte Lena nicht richtig leiden und das schon seit dem ersten Tag, als sie ankam. Paula kam eines Nachts  mit dem Krankenwagen an. Zwei Sanitäter schoben sie mit dem Rollstuhl ins Krankenhaus. Sie konnte sich noch gut erinnern, als sie in der Schule eines Nachmittags kurz nach Schulschluss als  alle Schüler das Gebäude verließen, ausflippte und zu der Musik ihres iPods tanzte. Als sie den Rektor und den Erste-Hilfe Verantwortlicher sah, wurde sie aggressiv und zerriss alle Zeitschriften und nahm die Getränke aus dem Automaten heraus. Da rief der Rektor den Krankenwagen an und Paula wurde abgeschleppt. Sie fluchte und tobte. Im Krankenhaus angekommen, beruhigte sich Paula. Sie war so müde an diesem Abend, dass sie sich nicht mehr erinnern konnte, dass sie vom Chefarzt von der Abteilung untersuchte wurde in Anwesenheit von ihren Eltern. Aber Paula konnte sich noch gut an ihre Halluzinationen erinnern, die sie in der großen Halle bekam. Sie sah die Sanitäter, deren Gesichter sich in Clowns verwandelten, sie sah Finn, der sie auslachte und mit seinem Laptop saß. Sie hatte dieses klare Bild vor ihrem Gesicht, aber komischerweise konnte sie sich nicht mehr an ihre Diagnostik erinnern.
„Paula, hallo, Paula, bist du noch da?“, fragte Thomas sie und Paula kehrte zurück zum Briefing-Raum. Diese Momente kamen öfter vor und machte dem Personal Sorgen. „Ja, Entschuldigung, Thomas. Aber ich habe an etwas anderes gedacht.““Geht es dir gut?“, fragte Thomas. Paula nickte und sie fing mit Erzählen an: "Insgesamt war der Tag okay, aber manchmal nervt es, wenn ich immer ungewollt müde werde. Ich habe wieder heute eineinhalb Stunden geschlafen. Es geht mir dann besser, aber ich möchte in der Mittagsruhe andere Sachen machen als zu schlafen." Thomas sagte: “Das kannst du bald. Dein Körper muss sich zuerst an die Medikamente gewöhnen. Es ist deshalb normal, dass du dich in den letzten Tagen schläfrig fühlst. Wir müssen die richtigen Medikamente für dich finden, und je nachdem reagiert dein Körper anders darauf. Das ist normal.“ Paula fuhr fort: "Ja, neben den Medikamenten, hat mir die Theaterstunde sehr viel Spaß gemacht, wegen den Übungen. Ich musste oft lachen, wenn ich den anderen zusehen musste." Thomas schrieb das auf und nach Paula kam Nadine, die an Borderline litt.

 


3.    Kapitel

Am nächsten Tag, kam eine neue Patientin an. Ihr Name war Nicole und sie war Halb-Schwedin und Halb-Irin. Die Krankenpfleger wussten nicht wie sie mit dem jungen Mädchen sprechen konnten, weil kaum von ihnen Englisch sprach. Paula musste deshalb für sie übersetzen. Das machte Paula Spaß und sie fand in Nicole eine neue Freundin.  Ihr Hobby ist Reiten und sie geht auf ein schwedisches Internat. In den nächsten Wochen entwickelte sich die Freundschaft zwischen Nicole und Paula stark. Sie aßen zusammen, kicherten viel und redeten über ihre Ängste und Probleme. Nicole blieb jedoch nur drei Wochen in der Jugendpsychiatrie. Es dauerte nicht lange, dann konnte Paula auch das Krankenhaus verlassen. Zuerst musste sie jedoch noch in die Tagesklinik.

Am Tag wo Paula sich von der Jugendpsychiatrie verabschiedete legte sie ein Bild von ihr in ein Buch aus der Bibliothek. Derjenige, der es finden würde, würde Glück im Leben bekommen.

 


3 Monate später

 

Paula machte sich fertig für die Schule. Sie musste die 12. Klasse wiederholen. Es wird eine Klasse sein mit neuen Gesichtern, dachte Paula. Aber sie lag falsch. Im Gebäude suchte sie nach dem Raum, den auf dem Stundenplan angegeben ist. Plötzlich kam jemand herein. Es war Mike, ihr Klassenkamerade vom letzten Jahr. „Hallo.“, sagte er. „Hallo.", murmelte Paula und verließ sofort den Raum. Sie ging zur Schulpsychologin. Sie selbst wusste nicht wie sie Paula helfen konnte. So gingen sie gemeinsam zum stellvertretenden Direktor. Er schlug ihnen vor mal im Geschichtsraum nachzuschauen ob 12A dort ist. Die Schulpsychologin begleitete sie zum Geschichtsraum und klopfte an der Tür. Tatsächlich, 12A war dort. Paula sah bekannte Gesichter. Das beruhigte sie, weil sie nicht in einer Klasse die ‚Neue’ spielen wollte. Die Schulpsychologin erklärte dem Geschichtslehrer Herr Friedrich das Problem. Dann durfte Paula endlich in ihre neue Klasse reingehen. Welcome back to the real world, Miss Ewert!




Envoyé: 07:48 Thu, 31 March 2016 par: Ewert Natascha