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Schuster Franziska-Maria

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Ihre Finger glitten suchend über die dicken Rücken der eingebundenen Bücher und ihr Blick schweifte forschend durch das Arbeitszimmer ihres Vaters.Während sie noch suchte, erinnerte sie sich an die Worte ihres Vaters:" Wir sind eine Familie Tatjana." Doch wenn sie eine Familie waren, warum waren sie dann alle weiß und sie schwarz? Während Tatjana noch  überlegte, entdeckte sie eine kleine, unscheinbar wirkende Schublade. Rasch ging sie darauf zu und versuchte sie zu öffnen, doch sie war zugesperrt. Enttäuscht drehte sie sich um als ihr einfiel, dass ihr Vater ja eine Schublade mit Schlüsseln hatte und die war nie abgesperrt. Tatjana öffnete die Schublade und sah ein großes Durcheinander aus beschrifteten Schlüsseln. Während sie noch in der Schublade wühlte, fand sie einen kleinen,glänzend silbernen Schlüssel. Der Schlüssel hatte keine Beschriftung, also steckte sie ihn in das Schloss der Schublade,drehte ihn um und stieß einen kleinen begeistereten Freudenschrei aus.  In der Schublade lag eine dicke, dunkelrote Mappe. Vorsichtig öffnete sie,sie und sah einige Dokumente. Es waren Urkunden und Bescheinigungspapiere und einige andere Dinge mit denen sie nichts  anzufangen wusste. Da! Eines der letzten Dokumente trug die Überschrift "Adoptionsvertrag". Darunter stand der Name Rokia Anderson, mit dem Foto eines dunkelhäutigen Säuglings darunter. Instinktiv wusste sie, dass dieser Säugling sie war. Vorsichtig und mit zitternden Fingern blätterte Tatjana alias Rokia Anderson auf die nächste Seite auf der zwei Bilder aufgeklebt waren. Das erste Bild zeigte einen Mann, mit weißer Haut, blonden Haaren und zwei dunkelblauen Augen, die die Farbe des tiefen Meeres hatten. Unter dem Foto stand Richard Anderson geb. 28. Mai 1975, gest.30.Oktober 2008. Das Bild der Frau sah Tatjana zum verwechseln ähnlich. Sie war ebenfalls dunkelhäutig, hatte lange, zu einem Zopf geflochtene Haare und rehbraune Augen. Außerdem hatte sie ebenfalls ein sichelförmiges Muttermal auf der Stirn." Shona", flüsterte Tatjana und Tränen traten ihr in die Augen. Da legte sich plötzlich eine Hand auf ihre Schulter und eine wohlbekannte Stimme sagte:"Wir hätten es dir schon längst sagen sollen." Ein Schluchzer bahnte sich heran und sie flüsterte:" Sie sind tot." " Ich weiß Liebling.", erwiderte ihr Vater und umarmte sie.Wenig später kamen Mama und Elise hoch und umarmten sie. Lange Zeit blieben sie einfach nur zusammengekauert auf dem Boden sitzen, in die Tiefen der Umarmung und Gedanken versunken, während der Himmel sich erst blutrot und dann tintenschwarz färbte.

 




Envoyé: 09:14 Fri, 26 February 2016 par: Schuster Franziska-Maria